"... bei ruhiger Verkehrslage und einem selbst gewählten Limit von 130 schaffst du einen Schnitt, der nicht so weit unter 130 liegt."
Das hieße, ich bin auf dieser Strecke nur durch meine eigene Maximalgeschwindigkeit limitiert. Das trifft in Realität so gut wie nie zu, aber wenn ich dieser Annahme schon folge, würde das auch bedeuten, dass ich bei "freier Fahrt" auch einen schnitt von >200 schaffen würde.
Der Unterschied ist folgender:
Mit 130 km/h wirst du durch Tempolimits und alle Fahrzeuge eingebremst, die vor dir unter 130 fahren. Das sind nicht besonders viele.
Mit 230 km/h wirst du durch Tempolimits und alle Fahrzeuge eingebremst, die vor dir unter 230 fahren. Das sind so gut wie alle.
Du kannst also mit 130 viel länger und weiter konstant fahren, als mit 230.
Lassen wir das aber mal kurz für dein zweites Beispiel außer Betracht.
selbst wenn ich weite Teile der Strecke mit über 200 km/h fahre, fällt durch Baustellen, Landstrassen- und Stadtanteile der Schnitt auf 150 km/h.
Bei einer Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h, auch über weite Teile der Strecke, fällt mein Schnitt ebenso deutlich ab.
Das stimmt so nicht. Folgendes Rechenbeispiel zeigt das.
Fassen wir der Einfachheit halber alle Störungen in einen Streckenabschnitt zusammen, die auf der Strecke anfallen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit liegt hier bei z.B. 80.
Auf einen Schnitt von 150 kommst du, wenn diese Störungen auf 28,5% der Strecke anfallen und du ganze 71,5% der Strecke konstant 230 fahren kannst. Der Schnitt liegt also ganze 80 km/h unter deiner Höchstgeschwindigkeit.
Fährst du im gleichen Beispiel aber nur maximal 130, fällt dein Schnitt lediglich um 20 auf 110 km/h.
In der Realität sieht es noch schlechter für dich aus. Jetzt kommt nämlich mein Punkt von oben ins Spiel: In der Realität bremsen dich viel mehr Autos aus, wenn du schnell fährst.
Dazu kommt, dass du bei einem Hindernis viel länger am Bremsen und danach wieder am Beschleunigen bist, bis du deine hohe Geschwindigkeit erreichst. Auch deshalb kannst du nicht so lange konstant 230 fahren, wie 130.
Und weil sich in der Realität nicht wie im diesem Rechenbeispiel alle langsamen Streckenabschnitte zu einem vereinen, sondern verstreut auftauchen, hast du diese Brems- und Beschleunigungsphasen recht oft.
Also, nicht immer stimmt der Eindruck, den man "real erfahren" hat.