Fahrverhalten = Fahrwerkseinstellung
Um das Fahrverhalten durch die Federn genau unterscheiden zu können, müßte vor dem Umbau die selbe Fahrwerkseinstellung gefahren worden sein wie nach dem Umbau
.
Das Fahrverhalten ändert sich in den meisten Fällen durch die geänderte Fahrwerkseinstellung nach der Tieferlegung und ist nicht unbedingt mit anderen Fahrzeugen vergleichbar, ausser sie haben die gleiche Einstellung.
Die Gleichung Fahrverhalten=Fahrwerkseinstellung könnte falsch verstanden werden.
Ich habe mal kurz versucht zusammenzufassen, durch welche Baugruppen und deren Charakteristika das Fahrverhalten im Wesentlichen beeinflusst wird:
Drunter stehen typische Merkmale und Entwicklungsziele
(Nicht vollständig, nur grobe Übersicht)
- Fahrwerk
- Lenkverhalten der Räder beim Einfedern, unter Seiten- und Längskraft(siehe auch Vorspuränderung unter Kinematik und Elastokinematik)
- gleichmäßiges Eigenlenkverhalten des Fahrzeugs bis in den Grenzbereich. Im Grenzbereich ohne Antrieb untersteuernd.
- Spurweitenänderung beim Einfedern(siehe auch Rollzentrumshöhe unter Kinematik und Elastokinematik)
- möglichst gering
- Sturzänderung übers Einfedern
- Kompensation des Wankens, so dass der Reifenlatsch unter Seitenkraft eine möglichst große Fläche hat.
- Längskraftabstützung(Anti-Squat und Anti-Dive - Kein Nicken des Aufbaus beim Bremsen oder Beschleunigen)
- Kompromiss: guter Fahrkomfort - wenig Nicken
- Feder, Dämpfer und Anschlagspuffer sollen einerseits Fahrbahnunebenheiten vom Aufbau fernhalten(Fahrkomfort) und andererseits möglichst gleichmäßige Kraft der Reifen auf die Fahrbahn liefern(geringe Radlastdifferenz).
- Federn so weich wie möglich, so viel Dämpfung wie nötig(Federweg im kinematisch sinnvollen Bereich ausnutzen)
- Fahrwerksgewicht (ungefederte Massen)
- so leicht wie möglich
- Lenkung
- Lenkwinkeldifferenz zwischen linkem und rechtem Rad (siehe Ackermann u. Schräglaufwinkel)
- Ideale Seitenkraftverteilung(relativ zur Radlast) zwischen kurveninnerem und kurvenäusserem Rad
- Lenkrollradius (auf die Fahrbahn projizierter Hebelarm(Radaufstandspunkt zur Schwenkachse des Radträgers und des Rades in Fahrzeugquerrichtung) Wird z.B. durch Spurplatten und Einpresstiefe des Rades verändert)
- Einfluss auf Spurrillenempfindlichkeit, Bremsen auf unebener Fahrbahn, Geradeauslauf
- Nachlauf- und Spreizwinkel(Beschreibt die Schwenkachse des Radträgers und des Rades)
- Einfluss auf Lenkkraft, Rückstellung und Gradeauslauf
- Nachlaufstrecke (auf die Fahrbahn projizierter Hebelarm(Radaufstandspunkt zur Schwenkachse des Radträgers und des Rades in Fahrzeuglängsrichtung) wird durch Nachlaufwinkel variiert)
- Einfluss auf Lenkkraft, Rückstellung und Gradeauslauf
- Reifen
- Vertikalsteifigkeit, Vertikaldämpfung (wird im Wesentlichen durch die Aufbauart des Reifens und das Querschnittsverhältnis verändert)
- Kompromiss Fahrkomfort - Fahrdynamik (z.B. 16Zoll und 18Zoll-Räder) - das Optimum muss nicht immer das Extremum sein
- Seitensteifigkeit und Einlaufverhalten
- gleichmäßiger Kraftaufbau über Schräglaufwinkel bis Haftgrenze
- Profilgestalltung (Anteil positiver und negativer Blöcke; Blockverhältniss Breite und Länge zu Höhe;...)
- Slick, Semi-Slick, UHP (Wasserverdrängung),...
- Reifenmischung(Kompromiss aus Haltbarkeit, Haftungsvermögen, Temperatureigenschaften, Übergang Haft-Gleitreibung,...)
- weiche und harte Mischung
- Aufbau
- Fahrzeugmasse und Trägheit
- Kompromiss: hohe Masse/Trägheit - guter Fahrkomfort : niedrige Masse - gute Fahrdynamik
- Schwerpunktsposition
- Möglichst niedriger Schwerpunkt
- Möglichst mittiger Schwerpunkt -> Gleichmäßige Radlastverteilung
Die Vorspur- und Sturzeinstellung liefert lediglich den Anfangspunkt der Kinematik
Mit der Tieferlegung, würde ich die Achse lassen wie sie ist, bekomme ich andere Anfangswerte.
Mit dem Setup nach der Tieferlegung stelle ich jetzt gewissermaßen die Achse zurück auf die alten Anfangswerte. Oder auf neue angepasste Werte wenn ich das will.
Die Wesentlichen Effekte des Tieferlegens sind a. die Reduktion der Schwerpunktshöhe, b. die Verringerung der Federwege und c. erhalte ich ein anderes Anschlagsverhalten(sprich früher greifende Bumpstops).
Aber ich verändere auch das Verhalten der Achse, da sich die Lenker nicht linear bewegen, sondern auf Kreisbahnen einfedern.