My 2 Cents ...
Da ich vom Autofahren nichts verstehe und nur langsam vor mich hintrödeln kann, aber ein bisschen was vom Motorradfahren, würde ich gerne mal das Thema "Linie" vom Thema "Dynamik/Lastwechselverhalten" trennen. Ohne eine vernünftige Linie geht nämlich gar nichts, egal ob Einspurmodell oder nicht. Ich habe den Eindruck, dass das Video zwar mit Lastwechselreaktionen zu tun hat, aber das primäre Problem suboptimale Linienwahl ist und daraus resultierende überflüssige und schädliche Lastwechsel.
Mir scheint, dass im Video irgendwie niemand eine "vernünftige" Linie fährt. Hier mal eine 180°-Rechtskurve mit gleichmäßigem Radius. Der Scheitelpunkt ist rot dargestellt. Links eine Ideallinie, die den Scheitelpunkt in der Kurvenmitte wählt, also am Kurveneingang derselbe Abstand zum Fahrbahnrand wie am Kurvenausgang. Rechts die Ideallinie mit demselben Radius, aber leicht hinterschnitten, also Scheitelpunkt weiter hinten Im Kurvenverlauf. Der Abstand zum rechten Fahrbahnrand am Kurveneingang ist größer als am Kurvenausgang. Diese hinterschnittene Linie kann man mit identischer Geschwindigkeit fahren wie die erste Linie (sofern man sieht, dass am Kurveneingang nicht ein Spinner auf der eigenen Fahrbahnseite ist, weil er die Kurve schneidet).
Nun scheint die Kurve im Video aber keinen gleichmäßigen Radius zu haben, sondern macht offenbar in Richtung Ausgang zu. Das sähe also ungefähr folgermaßen aus (wieder links nicht hinterschnitten, rechts doch).
Nun ist ja die Ideallinie unter anderem dazu da, dass man am Scheitelpunkt möglichst weit am kurveninneren Fahrbahnrand ist. Hier scheint sich das aber eher so darzustellen:
Das Auto scheint am Scheitelpunkt ziemlich weit weg vom Fahrbahnrand zu sein (roter Doppelpfeil) und in Richtung Gegenfahrbahn zu untersteuern. Das macht langsam und ist sinnloses Bewegen im Grenzbereich. Mit einer vernünftigen Linie könnte man an dieser Stelle eigentlich schon wieder beschleunigen, und zwar in die richtige Richtung. Vielleicht irgendwie so:
Ich würde mal mit Linie anfangen (und dazu Blickführung; irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, da guckt der eine oder andere genau dahin, wo er nicht hinfahren möchte - gar nicht mal so gut).
Das mit den Lastwechselreaktionen wird dann so richtig komplex. Wie der eine oder andere vielleicht weiß, habe ich Instruktion auf dem Motorrad auf dem Track getauscht gegen Instruktion auf dem MX-5 auf der Straße mit Jean-Michel, einem Kumpel, der in Frankreich in diversen Renn- und Driftserien gefahren ist. Wir haben uns gegenseitig beigebracht, dass Lastwechsel, die aus Stress, Überraschung oder Panik resultieren, kontraproduktiv sind. Jemand, der es beherrscht, passt mit Geschick zwischen den erforderlichen Lastwechseln die zahlreichen Kraftvektoren sinnvoll an. Nicht erforderliche Lastwechsel oder Lastwechel in nicht erforderlichem Umfang provoziert der nicht, ebenso wenig wie falsch gerichtete Kraftvektoren.
Ich habe versucht, das, was ich vom Motorradfahren kenne und was ich dort einigermaßen beherrsche, in dem Umfang auf das Auto zu übertragen, wie das möglich und sinnvoll ist. Aber zwischen Kennen und Können liegt Üben, Üben, Üben. Und da gilt das, was Svanniversary schon gesagt hat: nach 3 bis 6 Monaten kann man im professionellen Umfeld so langsam etwas mit dem Auto anfangen. Ein "guter" Autofahrer im Sinne von "wirklich schnell" oder "wettbewerbsfähig" werde ich also nicht mehr werden, wie ich mir in Demut eingestehe.
Aber nicht nur in Demut, sondern auch aus Selbstschutz und Schutz der "Mitverkehrenden". Ich wurde schon von einer motorisierten Kackpratze vom Motorrad geschossen - der kam auf die Gegenfahrbahn. Ich habe mir also zum Ziel gesetzt, nicht möglichst schnell zu fahren, sondern möglichst schön, also saubere Linie. Wenn man das konsequent macht, dann wird man durchaus auch ein wenig schneller. Und Spaß macht es auch. Und wenn es noch besser werden soll, dann weitere Trainings mit Jean-Michel. Und die Fahrkünste von Jean-Michel, an denen erfreue ich mich ohne Neid - ich werde das aber zumindest in diesem Leben nicht mehr hinbekommen. Und im nächsten auch nicht, wenn ich als Karotte wiedergeboren werden sollte ...
Übrigens: Hinterherfahren und "denken", das kann ich auch, geht meistens nicht lange gut. Vor allem dann, wenn derjenige, der vorausfährt, es auch nicht kann.
Und noch einmal Übrigens: Wer vor dem Scheitelpunkt schon Gas anlegen kann, der war vorher nicht schnell genug.
Allen einen schönen Tag und nichts für ungut (ich glaube, ich habe das alles nur geschrieben, weil ich die Message loswerden möchte: "lasst den Schxxx im öffentlichen Verkehr", es ist nämlich Schxxx, auch wenn manche es nicht wahrhaben wollen)