Ich glaube Du verstehst mich da falsch.
Technisch ist die Richtung ja prima und wenn das alles stimmt, dann sind sie bald da wo alle anderen sind, aber auch keinen Schritt weiter.
Mit dem ND1 haben sie uns erklärt, wieviel Liebe und Entwicklung sie in die elektrische Lenkung gesteckt haben, damit sie genauso gut fährt, wie die hydraulische vom NC. Da gibt es etliche Unterlagen und Aussagen zu.
Jetzt wird ausgelobt, dass die neue Lenkung dank technischer Änderungen endlich alles richtig macht und zwar mit v shape und Linearität, wie es im Handbuch steht. Das lässt ja eigentlich nur den Schluss zu, dass die alte Lenkung dann doch nicht so gut war, wie man es wollte, aber verkauft wurde das ganz anders.
Das Fahrverhalten war immer positiv anders, playful und tailhappy und das wurde als jinba ittai verkauft, weil es genauso gut war und sein sollte, ebenfalls nachzulesen.
Jetzt preist man Linearität, Gutmütigkeit und Fahrbarkeit, also auf gut deutsch alles, was im Mainstream Standard und Gut ist. Was heißt das jetzt für die vorher gepriesene Einzigartigkeit? War so nicht gewollt, oder ging nicht besser?
Und damit sind wir bei dem Problem, dass ich damit habe. Entweder war das Auto vorher schon sehr gut und wir reden über Detailoptimierungen, was meiner Meinung nach der Fall ist.
Oder der Wagen war eben nicht so gut, wie sie ihn gerne gehabt hätten und das haben sie jetzt in Ordnung gebracht. Das wäre dann aber eher das Eingeständnis, dass man mit ND1 und ND2 die Ziele eben nicht erreicht hat.
Das was hier als bahnbrechende und völlig innovative Neuigkeiten verkauft wird, wie v shape und Linearität im Fahrverhalten, sind Banalitäten die andere Marken seit Jahrzehnten einfach (richtig) machen. Darauf angesprochen hieß es bisher immer, dass Mazda ja anders und innovativ ist und das Auto deswegen genauso fährt, wie es fährt und bis ins Detail optimiert wurde.
Um dann jetzt alles in Richtung Mainstream zu trimmen und das als Fortschritt zu verkaufen.
Ich hoffe geradezu, dass Mazda seiner Einzigartigkeit und dem Besonderen des MX-5 treu bleibt und wir hier nur über Detailoptimierungen reden.
Denn wenn das jetzt der große gefeierte Wurf ist, dann müsste vorher schon viel schief gegangen sein. Das sehe ich aber nicht so und ich schätze den MX-5 durchaus dafür, dass er anders als andere Autos ist und hoffe, dass das kein Unfall war, sondern so gewollt und nicht bloß weil es nicht besser ging.
Jahrelang habe ich mir angehört, dass ich ja keine Ahnung habe, weil das muss doch genauso fahren und das ist doch genauso gewollt, damit Du mir jetzt erklärst, dass Mainstream ja doch irgendwie geiler ist und Mazda das jetzt doch tatsächlich auch geschafft hat, sich dem mehr zu nähern
. Wie geschrieben, bei mir löst das alles gewisse Irritationen aus
.
Und so schlecht war weder der ND1, noch der ND2. Mit den Fahrwerkseinstellwerten, die ich herausgearbeitet habe, mit dem Öhlins und den entsprechenden Einstellungen, mit gewissen Reifenempfehlungen, erreicht man nämlich auch genau das Ziel, dass das Auto linearisiert wird und schön vorhersehbar und beherrschbar fährt.
Das sind ja für mich Grundtugenden eines guten Fahrwerks und alles was ich mir dazu angeschaut und geteilt habe, arbeitet genau in diese Richtung.
Und wenig erstaunlich ist das auch etwas was für viele funktioniert und sich gut fährt.
Ab Werk war genau das anders und es ist sicher ein Vorteil für viele, dass es jetzt in die Richtung geht. Es passt aber nicht wirklich gut dazu, wie der ND bisher vermarktet und verkauft wurde.
Ich bin da also gar nicht so auf der technischen Ebene und mir geht es schon gar nicht um mehr Sportlichkeit, sondern eher beim Thema „was war gewollt, was wurde erreicht und wo geht die Reise hin“ und das passt für mich alles nicht so richtig zusammen.
Und auch wenn ich mich wiederhole, ja, es ist klasse was Mazda da jetzt mit KPC, Diff, Lenkung usw. alles reinsteckt. Aber wenn das Ziel jetzt Linearität und Beherrschbarkeit heißt, warum wird dann nicht auch oder einfach nur das mechanische Fahrwerk in diese Richtung optimiert, mit einer etwas strafferen Federkennung und einer geeigneten Lenkungs- und Dämpferabstimmung? Die Mechanik ist immer die Grundlage und da würde ich immer als erstes ansetzen. Mit Regelsystemen und Mechatronik kann ich dann noch mehr herausholen, aber die Basis legt die Grundlage.
Da sind sie definitiv wieder anders und über die Gründe möchte ich hier gar nicht spekulieren.
Ich hoffe das ist verständlicher, weil ich glaube, dass wir die Diskussion gerade auf unterschiedlichen inhaltlichen Ebenen führen.
Technisch alles top und super Weiterentwicklungen, aber nach dem was ich lese eher Feinschliff (wie geschrieben würde ich das gerne auch mal erleben/fahren).
In den Grundaussagen sehr gehypt und das passt für mich schlecht zu dem, wie das Auto bisher vermarktet wurde.
Ich will auch überhaupt nicht in Abrede stellen, dass es da vielleicht sogar große technische Fortschritte gab und das aktuelle Modelljahr anders, oder auch viel besser fährt. Das passt dann aber echt nicht gut dazu, wie sie uns das Auto bisher verkauft haben.
Wie geschrieben, ich habe selber mit (Lenkungs-) Abstimmung, (brake) torque vectoring, anderen Regelsystemen und (aktiven) LSDs zu tun und ich weiß sehr gut, welchen großen Einfluss auf das Fahrverhalten man damit ausüben kann. Interessant finde ich nur, wenn Mazda das jetzt alles sehr positiv belegt, um das Auto damit „konventioneller“ abzustimmen. Aber auch aus meiner Sicht definitiv ein Schritt in die richtige Richtung.
Ich kann es aber gar nicht genug betonen - aus meiner professionellen Sicht ist auch ein ND1/ND2 schon ein sehr gutes Auto, mit einer Lenkung die gut sein kann (wenn sie nicht zu reibig ist), dass seinen sehr eigenen Charakter hat, den man aber ggf. mit ein paar Maßnahmen auch schön zurechtmachen und ggf. auch linearisieren kann.
Insofern wehre ich mich hier auch ein wenig gegen die Aussage, dass das mit dem ND1 und ND2 ja alles nicht so richtig war und jetzt ganz toll wird. Das wird den älteren Autos nicht gerecht.
P.S.: „für den Nachfolger aufsparen“ etc, ist jetzt aber sehr auf Foren/Stammtischniveau. Die Realität ist da deutlich profaner und viel technischer Fortschritt hat mit Teileverfügbarkeit, Lieferantenangeboten, Timing und Wirtschaftlichkeit zu tun. Das was sich da immer so zusammengereimt wird, könnte nicht weiter von der Realität entfernt sein.
Wie gesagt mein eher pragmatischer Blick aus der Praxis auf diese Themen.
P.P.S.: Ja, Weiterentwicklung war bei den Japanern schon immer eher evolutionär, während in Europa ständig das Rad neu erfunden werden muss. Beides hat seine Vor- und Nachteile, aber schlechte Autos baut Porsche jetzt auch nicht gerade, zumal ein Kleinserienfahrzeug, dass für den aktiven Rennsport homologiert ist, jetzt auch nicht unbedingt die Referenz ist.