Lenkradverlängerung 43mm mit Einzelgutachten

  • Geschafft. Habe eben meine heißgeliebte Eigenbaulenkradverlängerung nach Genehmigung der Bündelungsbehörde und Neuerstellung der Betriebserlaubnis nach Paragraph 19 StVo mit einem TüV Einzelabnahmegutachten nach Paragraph 21 nun endlich legalisiert (Eintrag in den Schein):
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    Und hier ein paar Bilder dazu:


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    Ich kann meine Freude nach dem Akt gar nicht aussrücken, denn sowas gerade in Hessen durchzubekommen, ist schon fast ein Wunder. Denn diese Bündelungsbehörde als zusätzliches Genehmigungsorgan gibt es nur in Hessen.


    Aber alles vergessen: Die Saison kann kommen. :thumbsup:

  • Da gibt es nichts zu patentieren. Rein mechanisch ist die Konstruktion überschaubar:
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    da waren die Herausforderungen eher die Herstellung (Kegelsitz, Verzahnung) und Themen wie Änderung von Blinker/Wischerhebel damit diese einwandfrei zugänglich blieben. Kabelverlängung für Lenkradbedienung war auch noch Thema. Auch wenn es in 30min wieder komplett zurückbaubar ist, definitiv keine Nachbaulösung. Leider..


    Ich werde vielleicht heute Abend einen ausführlicheren Bericht anhängen mit weiteren Bildern

  • Das ist eher unwahrscheinlich. Der Aufwand ist recht hoch, kein Plug&Play. Wenn ich heute abend den Baubericht schreibe, wird es etwas deutlicher. Ist und bleibt eine Einzelanfertigung.
    Vielleicht die die bereits verfügbarbare aus Italien eine Option für andere

  • Hallo zusammen,


    hier mal etwas detaillierter. Den Themenstart habe ich von unterwegs gemacht, deswegen hier etwas ausführlicher:


    Die meisten haben ja mit der nicht verstellbaren Lenksäule des alten Modells kein Problem (Mein Neid sei euch gewiss ), oder sind auf das neue Modell ausgewichen. Ich gehöre leider zu denen, die das alte Modell haben (und es auch ungern verkaufen wollen) aber unbedingt das Lenkrad näher am Fahrer haben wollen.


    Da ich eine technische Ausbildung habe (Maschinenbauingenieur mit 20+ Jahren Berufserfahrung im Bereich Metall/Kunststoffe/Elektromechanik/Elektronik) und gute Werkzeugbaufirmen an der Hand habe, habe ich mir mal angeschaut, was es eigentlich alles benötigt um das Lenkrad näher ran zu bekommen.


    Zu dieser Zeit habe es noch keine Info zur Teleskopverstellung des neuen Modells. Am Ende ist es eigentlich recht simpel und wird ja in alten Modelle und vielen anderen Fahrzeugen schon seit Jahren im Zubehör verkauft: Es braucht einen Hub. Also einen Adaptersystem, das man auf die bestehende Lenksäule schraubt und dann darauf einen Nabendeckel, der wieder die Schnittstelle der Lenksäule zum Lenkrad abbildet. Damit ergibt sich je nach Ausführung eine entsprechende Verschiebung.


    Sowas ähnliches gibt es auch von einer italienischen Firma (Facebook und Miata aktiv) bereits für den ND. Dort hat die Verlängerung etwa 50mm. Kostet ca 200,-. Die Teile habe ich mir mal schicken lassen. Leider musste ich die wieder zurücksenden.
    Zum einen wegen furchtbarer Herstellqualität (das hätte ich mir nie eingebaut), zum anderen wegen eines Konstruktionsfehlers im Design. Das Drehmoment wird eigentlich durch den Kegelsitz übertragen, nicht durch die Verzahnung. Und der stimmte überhaupt nicht. Es gibt wohl auch jemand hier im Forum, der das Teil fährt und ganz zufrieden ist, vermute deshalb, das sich die Q-Themen erledigt haben und der Fehler behoben wurde (hatte das der Firma entsprechen mitgeteilt) . Mir waren die 50mm allerdings auch zu viel, denn damit waren die Wischerhebel und Blinkerhebel nicht mehr ordentlich zu erreichen. Es gibt von dort zwar einen Vorschlag aus dem Fahrradzubehör sich quasi einen 2. Hebel auf den ersten zu schrauben. Aber wer die Bilder davon sieht stellt fest: Never like this....


    Mit meinen eigenen Ideen bin ich die eigene Konstruktion mal angegangen, mit folgenden Zielen:


    - Etwa 40-45mm Verlängerung (das kam aus Versuchen mit abgeschraubtem Lenkrad raus)
    - Keine Manipulation am Airbag oder Airbagkabel
    - Gute Erreichbarkeit der Blinker und Wischerhebel
    - Komplett rückbaubar ohne großen Aufwand
    - Von der Optik nicht sofort erkennbar, bzw., soll sich in das bestehende Farb/Oberflächenkonzept einpassen.
    - Konstruktion und Bau muss erfolgen können ohne dass ich mit dem offen Fahren pausieren muss (gaaanz wichtig...eigentlich Prio 1 )
    - Einzelabnahme per §21


    Als erstes habe ich alle Maße/Geometrie der bestehenden Lenksäule und des Lenkrads aufgenommen. Im Wesentlichen natürlich den Kegelsitz und die Verzahnung. Leider musste ich feststellen, dass die Verzahnung keiner der üblichen, genormten Verzahnungen entspricht. Damit musste als Herstellkonzept mittels Profilfräsen und Räumen leider ersetzen durch normales und Drahtschnitterodieren. Dazu habe ich die Verzahnung innen wie außen und den Kegelsitz gleich mit in einem Messlabor ausgemessen und in meine Konstruktion entsprechend übernommen.


    Aus alledem ergab sich dann eine minimal zu realisierende Verschiebung von 43mm. für 40mm hätte man das Gewinde der Lenksäule kürzen müssen. Das war aber keine Option. Also blieb es bei den 43mm.


    Zum besseren Testen und Überprüfen der Teile hatte mir eine alte Lenksäule aus dem NC übers ebay gekauft. Die hat den gleichen Kegelsitz und Verzahnung wie der ND.


    Sowie ein gebrauchtes Lenkrad vom ND. Damit konnte man prima stressfrei arbeiten ohne die ganze Zeit wegen demontierter Teile nicht mehr fahren zu können. Dabei konnte ich mir auch einen Eindruck über die Stähle machen, welche Härte usw.


    Am Ende wurde die Nabenbasis und der Nabendeckel aus Vergütungsstahl mit einer guten Grundmindestzugfestigkeit und einer hohen Kerbschlagzähigkeit verwendet. Danach chemisch vernickelt, dass baut am wenigsten auf. Die Blende wurde auch hochfestem Alu gefertigt, auch wenn diese keine Belastung aushalten muss.


    Das Thema mit dem Airbag und dem Airbagkabel zeigte sich als quasi von selbst gelöst, denn das Kabel ist lang genug. Allerdings passte das Kabel der Lenkradbedienung nicht mehr. Und des musste ja kommen wie es kommen muss: Eigener Mazdakonnektor. Aber ich konnte die Type der Konnektorpins/Buchsen identifizieren. Also einfach den Stecker samt Kabel aus dem gebrauchten Lenkrad abgeschnitten und eine Buchse in 3D als Gegenstück konstruiert und in 3D gedruckt. Die Buchsen bestellt, angelötet, eingerastet und das ganze eingeschrumpft. Ergibt eine einwandfreie Verlängerung um 43mm. Die sah dann so aus:


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    So sah das dann am Ende aus in der ersten Anprobe:
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    Ich kann da gar nicht in Wort fassen, was das eine geile Probefahrt war. Genauso habe ich das gebraucht (und genauso hätte es Mazda verdammt noch mal machen müssen...). Das musste bleiben.


    Aber die Fahrt zeigte auch, zum lässigen Hebel betätigen von Blinker und Wischer ohne Verrutschen der Hand auf dem Lenkradkranz, sind die 43mm zu viel. Also alles wieder rausgebaut und wieder den Originalzustand eingebaut. Für das Thema mit den Hebeln hatte ich spontan keine Idee. Damit mir diese aber kommt, habe ich mir aus ebay USA ganz billig einen Satz Blinker und Wischerhebel vom ND geschossen. Als die dann da waren, erst mal zerlegt, den Aufbau analysiert, Material ermittelt. Denn die erste Idee: Die verbiege ich einfach etwas in Richtung Fahrer. Das Problem: Das Material ist ein PA6. Bei diesem Thermoplast ist der Übergang zwischen fest und flüssig sehr klein. Damit wird ein plastisches Verbiegen durch punktuelles Erhitzen nicht gerade einfach.



    Um das dennoch mal zu testen, habe ich mir einen digitalen Heißluftfön besorgt, den kompletten Hebel zerlegt, so dass nur noch das Kunststoffteil mit dem Arm vorhanden war. Dieses eingespannt und punktuell mit dem Heißluftfön genau am Arm angeblasen. Dann die Temperatur immer um 1 Grad erhöht, etwas gewartet und dann versucht den Hebel zu verbiegen. Und es war die erste halbe Stunde recht frustrierend, da sich rein gar nichts getan hat. Aber dann: Auf einmal wurde der Arm weich und man konnte den Hebel schön rumziehen. Dann habe ich einfach mal nach Auge verbogen. Dann Abkühlen lassen und dann habe ich versucht den Hebel zu brechen. Das ist mir nicht gelungen. Somit war die Lösung gefunden. Hier mal Bilder vom zerlegten Hebel samt erstem Biegetest:


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    Da die Sache aber zurückbaubar sein musste, habe ich mir dann zwei neue , Original Mazda Deutschland (auf den aus US standen die englischen Bezeichnungen drauf) gekauft. Diese komplett demontiert. Dann einen Art Messrahmen gebaut, wo ich die Hebel einlegen konnte und messen konnte wie weit diese verbogen wurden. Damit ich beide gleich hinbekomme. Im Bild nicht so richtig zu erkennen, aber etwa 3cm habe ich die am Ende rangezogen.


    Dann alles wieder zusammengesetzt und zusammen mit der Verlängerung zur Probe eingebaut. Das passt. So komme ich wieder ohne Probleme ganz normal an Blinker und Wischer.


    So viel sind die verzogen worden:
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    Damit sah das Endergebnis nun so aus:
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  • Fortsetzung:


    Blieb noch der Punkt mit der Einzelabnahme.


    Inspiriert von den SteelBuddies (DMAX), die ständig Sonderumbauten über den TÜV bekommen, musste es doch irgendwie gehen. Also habe ich mir dazu eine Werkstatt gesucht, die Tuning und Sonderumbauten nach §21 durchführt und selber dann über den TÜV bringt. Denen habe ich erst mal Bilder und Zeichungen geschickt und nach erster optimistischer Rückmeldung, dass es eintragungsfähig wäre, habe ich die komplette Dokumentation (Zeichnungen, Stückliste, Materialdatenblätter, Fotoprotokoll usw.) hingeschickt und die haben dies dann mit dem TÜV durchgesprochen. War tatsächlich soweit ok. Dann kam der vor Ort Termin. Dazu das Auto morgens hingebracht und nachmittags abgeholt. Tatsächlich hatte ich dann ein mehrseitiges Einzelabnahmegutachten für meine Lenkradverlängerung in der Hand. Wer hätte das gedacht. Ich konnte auf dem Weg nach Hause nur Grinsen.


    Da jedoch mit dieser Einzelabnahme die Betriebserlaubnis erlischt, muss eine neue auf Basis des Gutachtens erstellt werden. Das bedeutet, man kann nicht wie bei Abnahmen nach §19 sich die Sachen beim nächsten Mal ein/nachtragen lassen, sondern lässt das Fahrzeug stehen und geht sofort zum Amt. Steht auch so im Gutachten.


    Leider kam dann eine Hürde die ich so nicht auf dem Plan hatte. Offensichtlich sieht man hier in Hessen solche Gutachten, bzw. solche Umbauten mit Einzelabnahme nach §21 als kritisch an.
    Deshalb gibt es in Hessen ein weiteres Kontrollorgan. Die sogenannte Bündelungsbehörde. Hier muss man nun einen Antrag stellen für die Erstellung einer neuen Betriebserlaubnis und das Gutachten samt Anlagen dort einreichen. Dort prüft man den Vorgang erneut und genehmigt oder halt nicht. Auf welcher Basis man das macht ist mir schleierhaft und auch wer das dort macht. Aber ich hatte schon Bedenken, wie das dort am Ende laufen wird. Nun kam die Nervenprobe: Antrag gestellt, eingereicht mit Unterlagen. Dann gab es eine Mail zurück, dass die Bearbeitungszeit 2-3 Werktage dauert.

    OK, nun tickte die Uhr……

    Und zwar 2 Wochen ohne Rückmeldung. Weder per Mail noch per Brief.


    Da wusste ich schon, dass wird wohl nichts und habe dann angerufen. Die waren sehr nett ganz überrascht, dass ich noch nicht vorbeigekommen war. Der Antrag und die Unterlagen wurden schon lange geprüft, als OK befunden, der Antrag genehmigt. Wäre alles fertig, und wartete auf mich, dass ich komme und die Eintragung machen lasse. Denn schriftliche Rückmeldung gäbe es wohl nur bei Personen außerhalb des Landkreises Fulda. Von Fuldaern erwartet man, dass die ins Amt kommen.


    Wäre ich sofort, wenn ich es gewusst hätte…


    Ich hoffe es waren interessante Details dabei und Ich denke, damit ist klar, warum es eine Einzelanfertigung bleiben wird....