Von jemanden, der es beruflich macht, und ein Geschäft dafür hat, wurde es mir so erklärt, das eine Weiche 1. Ordnung die Phase um 180° dreht. Bei einer Weiche 2. Ordnung dann 360°, also wieder richtig herum. Bei meinen Frequenzweichen war die Weiche für den Woofer eine Weiche 1. Ordnung und für den Tweeter eine Weiche 2. Ordnung. Nach Schaltbild der Leiterbahnen war denn auch der + Pohl der Tweeter an den - Eingang angeschlossen, was die Phase nochmal um 180° dreht und das Ganze wieder richtig stellt, also eine gemeinsame Phasendrehung um 180°.
Jetzt kommst Du und behauptest, die Phasenverschiebung würde bei einem Kondensator 45° bis 90° betragen. Danach hätte dann selbst ein namhafter Hersteller der zur Harman Kardon Gruppe gehört, seine Frequenzweichen falsch verdrahtet. Würde ich Dich nicht inzwischen kennen und Deine fundierten, logischen Beiträge sehr schätzen, hätte ich jetzt nicht geantwortet und nur gedacht, "noch so ein Spammbeitrag, der nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun hat". Aber vielleicht ist das ganze Thema auch nicht so einfach und die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.
Ich bin froh, dass du das offen schreibst und auf den entsprechenden Thread verlinkst. So weiß ich, dass meine Antwort ankommen wird.
Tatsächlich ist die Aussage, ein Tiefpass (oder auch ein Hochpass) 1. Ordnung würde die Phase um 180° drehen schlicht falsch. Bei der Trennfrequenz ergibt sich bei einem Hoch- und Tiefpass erster Ordnung eine Phasenverschiebung von 45° + 45°, also insgesamt 90°, was zu einer jeweils teilweisen Addition der Amplituden beider Treiber führt.
Bei einem Hoch- und Tiefpass 2. Ordnung liegt die Phasenverschiebung bei der Trennfrequenz und normal gepolten Treibern bei 90°+ 90°, also 180°. Es erfolgt Auslöschung, wie du schon richtig geschrieben hast. Wird einer der Treiber verpolt angeschlossen, beträgt die Phasendifferenz 0°. Leider ergibt das nicht den gewünschten glatten Amplitudengang, sondern eine Überhöhung bei der Trennfrequenz. Man legt deshalb die Trennfrequenz des Tieftöners absichtlich etwas tiefer und die des Hochtöners etwas höher als gewünscht. Die Summe ist dann ungefähr linear, aber nicht vollständig. Das geht mit passiven Filtern 2. Ordnung nicht.
Nun hat deine Infinity-Weiche (wie du ebenfalls komplett korrekt erkannt hast) einen Hochpass 2. Ordnung und einen Tiefpass 1. Ordnung. Und da kommt man mit der Theorie nicht weiter, solange man nicht die Impedanzgänge und Amplitudengänge (die Phasengänge ergeben sich wie gesagt zwangsläufig) der verwendeten Treiber kennt. Ob man die Bauteile "vor" oder "hinter" den jeweiligen Lautsprecher schaltet, ist völlig egal, aber auch das hattest du ja schon korrekt vermutet. Dein Hochpass ist ein ganz normaler Hochpass 2. Ordnung mit oder ohne Vorwiderstand zur Pegelanpassung. Eine recht primitive Pegelanpassung übrigens, bei der die Trennfrequenz ein wenig nach oben rutscht, wenn man den LO Anschluss benutzt. Theoretisch besser wäre ein Spannungsteiler aus zwei Widerständen, aber vielleicht ist der sich ergebende Effekt auch beabsichtigt.
Erschwerend kommt hinzu (und das hat Car-Hifi völlig korrekt dargestellt), dass die Treiber im Auto leider mit "großem" Abstand angeordnet sind. "Groß" heißt, dass er nicht wie erwünscht deutlich kleiner ist, als die Wellenlänge bei der Trennfrequenz. Bei einer angegebenen Trennfrequenz von 3,5 kHz beträgt die Wellenlänge gerade einmal knapp 10 cm. Allein dadurch kann es (wieder richtig) durchaus notwendig sein, den Hochtöner zu verpolen, selbst dies nach Weichentopologie eigentlich nicht so sein sollte, um an der Hörposition einen ausgeglichenen Amplitudengang zu erhalten. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Wenn du ganz sicher sein willst, beim Einbau in den MX-5 den besten Klang zu bekommen, solltest du beide Polungen des Hochtöners ausprobieren. Natürlich jeweils für beide Kanäle gleichzeitig.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu viel Plauderecke. Es ging mir nicht nur um die notwendige Richtigstellung des sachlichen Fehlers, den der Profi eingestreut hatte, sondern vor allem darum, was es mit der Infinity-Weiche auf sich hat. Es soll ja am Ende klingen.