Der Siedepunkt bei Öl liegt bei weit über 100. Der des Wassers eben bei 100 Grad.
Stimmt so nicht ganz, der Siedepunkt von Wasser liegt nur in einem offenen System bei 100 Grad. Wenn das System dagegen unter Druck steht (bzw. stehen kann), sind auch höhere Temperaturen ohne Verdampfen möglich.
Diese Aussage halte ich in Zeiten von Mehrbereichsöl wahrlich für ein Gerücht.
Genau das schreibt letztlich auch Shell ("Ein Mehrbereichsöl minimiert die Viskositätsunterschiede bei Temperaturschwankungen."). Oder auch Wikipedia. Ich will das Thema nicht banalisieren und halte es durchaus für sehr vernünftig, einen "kalten" Motor erst einmal zu schonen, aber 20 Minuten? Das halte ich doch für etwas übertrieben.
Ich zitiere mal die relevanten Passagen aus dem Benutzerhandbuch meiner alten Yamaha MT-03 (690ccm Einzylinder, Höchstdrehzahl 7500/min):
Zitat von Yamaha Bedienungsanleitung MT-03
ACHTUNG:
Zur Schonung des Motors niemals mit kaltem Motor stark beschleunigen!
HINWEIS:
Der Motor ist ausreichend warmgelaufen, wenn er spontan auf Gasgeben reagiert.
Eine Kontrollleuchte für "kalten Motor" (nach welcher Definition auch immer) gab es gar nicht. Ein Öl, dass auch bei -40 Grad noch gepumpt werden kann (Viskositätsklasse SAE 0W) wird auch bei einer Umgebungstemperatur von 0 Grad ausreichend schnell alle zu schmierenden Stellen erreichen.
Wer einen schweren rechten Fuß hat und sich unbedingt Sorgen um die Haltbarkeit seines Motors machen möchte, sollte vielleicht eher über abgesenkte Hochtemperaturviskosität bzw. über ein Öl mit hohem HTHS-Wert Gedanken machen.