Großbritannien 2025

  • Mein erster Eindruck hat sich seitdem noch massiv verfestigt. Folgende Situation: ich fahre durch den Ort und in meiner Spur steht ein parkendes Auto. Mir kommt jemand in seiner Spur entgegen. Hier ist es Gang und Gäbe, dass der entgegenkommenden sich bei mir fürs Warten bedankt. Darauf komme ich jetzt nach fast einer Woche immernoch nicht klar. Ich habe ja überhaupt keine andere Wahl, ich muss dort warten. Aber dafür wird sich bedankt. Genauso, wenn man auf einer Single file road halt an einem passing place wartet, damit der dicke SUV, der einem entgegen kommt, auch irgendwie an einem vorbei passt. Da bedankt sich auch JEDER. Alleine heute haben 2 langsamere Fahrzeuge (1 Camper und 1 Transporter bei einer guten Gelegenheit Platz gemacht, damit ich vorbei ziehen kann. Ohne wie auch immer geartete Aufforderung meinerseits, einfach aus eigenem Antrieb.

    Ich merke inzwischen schon, wie die Ruhe auf mich abfärbt. Wenn mir jemand zu zügig und in meiner Spur entgegen kommt und mich damit zur Vollbremsung zwingt, mache ich normalerweise aus Aggression unbewusst einen kurzen, lauten Fluch, gerne auch gepaart mit einer Beleidigung. Heute ist das auf so einer single file road passiert und meine Reaktion war "huch, der war aber etwas zügig unterwegs"


    Ich werde versuchen, mir diese innere Ruhe aufs Festland mitzunehmen. Das ist echt schön


    Das mit dem Brexit: da stimme ich voll zu. Glatter Durchschuss durch beide Knie mit irreparablem Trümmerbruch. Ich finde auch, dass man das hier merkt. Die Straßen sind in einem durchschnittlich erheblich schlechtere Zustand, als 2018 und viele der BnBs und Restaurants von damals gibt es nicht mehr. Und die verbliebenen sind merklich teurer geworden.

  • So und ich mache mich mal gleich noch an Tag 7.der war auch wieder ein Erlebnis par excellence. 360km in 6:57h Fahrzeit, unterwegs waren wir ca 8,5h.

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    Beim Tour bauen hatte ich ein Problem: zwischen Maybole und Ballachulish lagen so viele kurvige Strecken, dass die ursprüngliche Route über 400km lang gewesen wäre und außerdem über eine ~60€ (für beide Autos) Fähre geführt hätte. Das war klar zu lang und wurde dann in mehreren Iterationsschleifen runter gekürzt. Deshalb ging es zu Beginn erstmal schnellste Route an Glasgow vorbei. Damit haben wir besagte Fähre umfahren und außerdem Zeit gewonnen, die wir gewinnbringend in kurvige Strecken investiert haben. Und noch dazu sah es heute den ganzen Tag wettertechnisch so aus

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    Strahlende Sonne bei über 20 Grad. Zum Glück haben wir Sonnencreme bei.


    Paula hatte anfangs ein wenig Schwierigkeiten, sich an die Kreisverkehre zu gewöhnen. Mehrspurige (und zwar bis 3!) Kreisverkehre ohne Ampeln und Kombinationen aus 2 oder 3 unmittelbar aneinander grenzenden Kreisverkehren kennt man so aus D nicht. Funktioniert aber mit ein bisschen Übung und gegenseitiger Rücksichtnahme geradezu herausragend gut.


    Dann mussten wir dringend das Auto waschen. Es hatte immer mal wieder geregnet und wir sind auch nicht frisch gereinigt zu Hause los gefahren (die Waschbox war kaputt). Deshalb habe ich einfach eine in Ayr bei google Maps rausgesucht und wurde total geflasht. Man merkt total, dass derjenige, der die entworfen hat, selbst Erfahrungen mit SB Waschboxen hat und es einfacher besser machen wollte.

    - die Boxen sind bequem groß genug, dass man dort auch mit einem Transporter rein kann

    - Vorauswahl der Dauer und dann contactless mit der Karte zahlen

    - es gibt 4 individuelle Schläuche / Geräte (Felgenreiniger; Schaumkanone; Schaumbürste; Hochdruck-Lanze)

    - es gibt Felgenreiniger als ein Gerät!

    - Jeder Schlauch ist individuell an einem drehbaren, abgestuften Arm aufgehangen

    - jeder Schlauch hat seine vorgesehene Aufbewahrung in einer anderen Ecke der Waschbox

    - dadurch können die Schläuche sich nicht verheddern, man kommt aber trotzdem überall ran

    - sowohl bei der Schaumkanone, als auch bei der Schaumbürste kommt so viel Schaum raus, dass das ganze Auto flächig damit benetzt ist

    - das demineralisierte Wasser ist tatsächlich demineralisiert und hinterlässt kaum Spuren

    Ich war so aus dem Häuschen, dass ich komplett vergessen habe, Bilder zu machen. Hier sieht man aber Bilder von anderen Nutzern.

    Gorilla Jet Wash · Ayr
    maps.app.goo.gl

    Ich bin noch immer restlos begeistert und will so eine Waschbox jetzt auch in meiner Nähe haben.


    Hinter Glasgow ging es dann ins "Loch"-land. Also am Loch Lomond, Loch Awe, Loch Linnhe und vielen weiteren entlang oder vorbei. Dabei hat sich heute wieder einmal bestätigt: solange man sich an die gelben Straßen hält, sind sie Asphaltiert und auch mit dem MX-5 grundsätzlich befahrbar. Und: je kleiner die Straße, desto Landschaft. Und desto allein.

    Man kommt immer mal wieder solche Straßen entlang

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    Die sind zwar so schmal, dass man sehr auf seine geschwindigkeit achten und immer im Hinterkopf haben muss, wo der letzte passing place war, aber... Seht euch mal die Landschaft an! Und da kommen so wenige Leute lang. Wir kamen heute ein ca 35km langes Stück am Loch Awe entlang und uns sind dort ganze 3 Autos begegnet. Während wir zwischendrin eine halbe Stunde Pause gemacht haben, kamen vielleicht 5 Autos an uns vorbei gefahren.

    Und noch dazu kommt man auf diesen Hinterlandstraßen immer mal wieder über eine Bergkuppe und wird von so einem Anblick überrascht.

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    Und so einem

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    Und auch so einem

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    Außerdem trifft man dort neben Millionen von Schafen auch auf die berühmten Highland Cows

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    Wir kamen heute noch dazu zufällig an der Naval Base vorbei, in der wohl das gesamte Nukleararsenal des Landes lagert. Davon haben wir allerdings keine Photos gemacht. Ich nehme an, dass uns das nicht gut bekommen wäre.

    Aber wenn man die Zeit hat, sollte man auch immer mal wieder kleine Hinterlandstraßen einbauen. Es lohnt sich :)


    Ansonsten haben wir um die Mittagszeit noch an einem Pausenplatz angehalten und mit ein wenig Erstaunen und ein wenig Entsetzen festgestellt, mit wie wenig Aufwand Handys heutzutage in wenigen Sekunden aus diesem Bild

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    Dieses machen

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    Und ich habe auch wieder ein kurzes Video von einem Stück, wo ich mal etwas freie Straße und eine dezidierte Gegenspur hatte

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  • bwm

    Mein erster Eindruck hat sich seitdem noch massiv verfestigt. Folgende Situation: ich fahre durch den Ort und in meiner Spur steht ein parkendes Auto. Mir kommt jemand in seiner Spur entgegen. Hier ist es Gang und Gäbe, dass der entgegenkommenden sich bei mir fürs Warten bedankt. Darauf komme ich jetzt nach fast einer Woche immernoch nicht klar. Ich habe ja überhaupt keine andere Wahl, ich muss dort warten. Aber dafür wird sich bedankt. Genauso, wenn man auf einer Single file road halt an einem passing place wartet, damit der dicke SUV, der einem entgegen kommt, auch irgendwie an einem vorbei passt. Da bedankt sich auch JEDER. Alleine heute haben 2 langsamere Fahrzeuge (1 Camper und 1 Transporter bei einer guten Gelegenheit Platz gemacht, damit ich vorbei ziehen kann. Ohne wie auch immer geartete Aufforderung meinerseits, einfach aus eigenem Antrieb.

    Ich merke inzwischen schon, wie die Ruhe auf mich abfärbt. Wenn mir jemand zu zügig und in meiner Spur entgegen kommt und mich damit zur Vollbremsung zwingt, mache ich normalerweise aus Aggression unbewusst einen kurzen, lauten Fluch, gerne auch gepaart mit einer Beleidigung. Heute ist das auf so einer single file road passiert und meine Reaktion war "huch, der war aber etwas zügig unterwegs"

    Ich finde es schon positiv, dass Dir das Grußverhalten auffällt.

    So selten wie bei Dir kommt das hier in meiner Gegend gar nicht vor.

    Ich wohne abseits der Hauptstraße in einer 30er Zone, an den meisten Strassen ist eine Seite fast grundsätzlich von Strassenecke zu Strassenecke auf einer Seite, gerne auch ohne größere Lücke zugeparkt. Es kommt zigmal vor ,dass auch der eigentlich bevorrechtigte warten muß, weil der Gegenverkehr gar keine Möglichkeit hat eine Lücke zu nutzen. Das passiert sowohl mit PKWs als auch größeren LKWs und dem Linienbus.

    Ja, es gibt Leute, die es als selbstverständlich ansehen, dass gewartet wird, aber ein erstaunlich großer Teil bedankt sich per Handzeichen oder Lichthupe.

    Das zeigt mir doch dass unsere Umgangsformen noch nicht komplett auf den Hund (der ja auch gar nichts dafür kann) gekommen sind.

    s isch halt wie s isch. Wenn s net so bleibe däd, wär s annerschd.


    Gruß Günther

    immer offen bleiben für neues

  • Das meine ich ja nicht. Dabei würden sich auch in D im Normalfall viele Bedanken. Hier aber bedankt sich der Bevorrechtigte nach der Durchfahrt der 30er Zone bei den Wartenden. Und das wundert mich immer wieder

  • Ja, genau das meinte ich.

    Der Bevorrechtigte, also ich, und nicht nur ich, bedankt sich.

    Man erlebt auch oft genug, dass der, eigentlich bevorrechtigte, freundlich Zeichen gibt und wartet.

    s isch halt wie s isch. Wenn s net so bleibe däd, wär s annerschd.


    Gruß Günther

    immer offen bleiben für neues

  • Das meine ich ja nicht. Dabei würden sich auch in D im Normalfall viele Bedanken. Hier aber bedankt sich der Bevorrechtigte nach der Durchfahrt der 30er Zone bei den Wartenden. Und das wundert mich immer wieder

    Ich mache das auch immer, aber anders herum bedanken sich nicht viele bei mir, wenn ich wartepflichtig bin. Meine ehemalige Freundin meinte dazu: "Warum bedanken? Die müssen doch warten!" So denken vermutlich viele.

  • Tolle Eindrücke!

    Da werden Erinnerungen an unsere Schottland Tour 2019 wach... damals aber mit meinem NBFL :)

  • So, heute ist ein kurzer Beitrag, heute war nämlich Pausentag. Wir haben ausgeschlafen, Wäsche gewaschen und in Ruhe gefrühstückt. Danach sind wir auf eine kleine Wanderung gestartet. Wir sind erst zu einem Aussichtspunkt aufgebrochen, haben aber auf etwa halber Höhe doch abgebrochen. Einerseits war der Ausblick dort auch schon schön

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    Und Paula hat es ein wenig mit der Höhenangst zu tun bekommen. Der Weg war auch etwas sketchy. Das hier ist horizontal den anstehenden Weg fotografiert 20250801_124107.jpg

    Es war ziemlich steil.


    Naja dann sind wir wieder runter und haben stattdessen den kleinen "betreutes gehen" Wanderweg durch den Wald genommen.

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    Dort gibt es noch ein paar Ruinen von einer längst stillgelegten Schiefer-Mine.

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    Abends auf dem Weg zum Abendessen haben wir noch einen kleinen Abstecher zum Glencoe Viewpoint gemacht. Der war wieder ein Erlebnis

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    Auf dem Weg zurück noch an einem anderen Parkplatz im Tal angehalten und ein paar Bilder gemacht, da fährt ein NB auf den Parkplatz. Der wollte sich erst woanders hinstellen, hat uns dann gesehen, sich neben uns gestellt und ist mit dem Worten "that's the rule, right?" ausgestiegen.

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    Die haben eine ereignisreiche Woche hinter sich. Das Auto wollte mehrmals nicht mehr. Einmal haben sie es tatsächlich (davon gibt es ein Video) mit einem Motorrad abgeschleppt. Sie mussten ihn mehrmals mit Starthilfe starten (u.a. Nach der Fährüberfahrt) und schlussendlich die Lima tauschen. Aber ihre Zusammenfassung war herrlich. "it broke down on Thursday, towed on Friday, diagnosed on Saturday, ordered the parts on Sunday, got the parts on Monday, repaired on Tuesday... Then it broke down again"


    Sehr nette Leute auf alle Fälle.

    Joa und sonst haben wir den Tag viel mit den Katzen des BnB verbracht.

    Sie sind Brüder, beide halb rot und hatten beide heute die Gehirnzelle nicht. Aber süß sind se 20250801_174758.jpg

    Morgen geht's weiter die Küste entlang. Von Glencoe über den Applecross pass nach Ullapool. Ich freu mich schon drauf :)

  • Bealach na Bà ist toll ! Viel Spaß Morgen !

    Ich kann um Norden auch noch die Wee Mad Road und Drumbeg Loop empfehlen ;)