Wimmer Stufe 3

  • Und so ganz nebenbei hab ich Null Vertrauen mehr in Leistungsmessungen generell.

    Und das mit Recht.


    Leistung kann man nicht messen. Leistung ist ein rechnerisches Produkt. Die physikalische Grundformel lautet Kraft mal Arbeit. Im Falle Automotor sind die Faktoren Drehmoment und Drehzahl zu Zeit. Das Drehmoment wird auf der Rolle gemessen. Aber welches Drehmoment? Das Raddrehmoment. Dieses kann je nach Auto zum Teil über 1000 Newtonmeter betragen. Warum? Weil nach dem Motor noch ein Getriebe und ein Differential und dann der Reifen kommen. Hier wird das Drehmoment massiv beeinflusst.


    In die Software des Prüfstandes muss man alle Werte eingeben, bzw über eine Datenbank abrufen. Eine sehr komplizierte Formel errechnet dann aus dem tatsächlich gemessenen Drehmoment in Bezug zu Zeit und Drehzahl eine theoretische Radleistung. Davon wird dann eine theoretische Verlustleistung abgezogen. Je nach Lust und Laune des Prüfers kann er das gemessene Drehmoment beeinflussen. Und das nicht zu wenig. Zudem kommt eine nicht zu verachtende Streuung hinzu hervorgerufen durch Luftdruck, Lufttemperatur, Luftfeuchte.


    Die tatsächliche Leistung eines Motors kann man nur an einem Motorprüfstand prüfen lassen. Dazu wird direkt an der Schwungscheibe gemessen und der Motor wird über die Mess-Software angesteuert und nicht vom Fuß eines Prüfers.


    Gehe mit dem selben Fahrzeug zu 10 verschiedenen Prüfständen und Du erhältst 10 verschiedene Ergebnisse.


    Anders rum gesagt: Das, was der Auftraggeber will, das bekommt er auch. "Hobby-Tuner" die einfach nur eine dicke Zahl sehen wollen, bekommen die auch. Ebenso Gutachter, die etwas weniger sehen wollen.


    Leistungsprüfstände haben tatsächlich nur einen Sinn: eine Vorher-Nachhermessung, sofern sich der Prüfer wirklich Mühe gibt und versucht, zwei identische Messungen aufs Tablett zu legen. Für alles andere ist es pure Geldverschwendung.

    MX5 ND 2,0 Edelbrock Supercharger, Friedrich Fächerkrümmer und Metallkat, Fox Endschalldämpfer, ACT Kupplung und Schwungscheibe, BC-Suspension, H&R Stabis, K-Sport Brakes, Compomotive Felgen, Michelin PS4,
    Eton und Rockford Fosgate Hifi

  • In die Software des Prüfstandes muss man alle Werte eingeben, bzw über eine Datenbank abrufen.

    Heißt das, dass der Prüfer z.B. in der Prüfstandssoftware vorgeben muss: [x] das ist ein ND, [x] der hat einen 2.0L-Motor, [x] Baujahr ist dieses oder jenes? Die Software sagt dann: OK lieber Prüfer, bitte nimm Gang x, weil der die richtige Übersetzung hat. Oder ist das alles nicht wichtig? Welcher Prüfer weiß schon, dass der 6. Gang 1:1 übersetzt ist?

  • Die Software soll ja eine "Motorleistung" ausrechnen. Gemessen wird aber an den Rädern. Dieses Drehmoment ist, wie schon erwähnt, ein vielfaches höher als das Motordrehmoment. Beeinflusst wird es durch die Getriebeübersetzung, Differentialübersetzung und Umfang des Reifens. Diese Werte muss die Software wissen, um aus dem gemessenen Raddrehmoment ein Motordrehmoment zu errechnen. Denn das ist er der eigentliche Basiswert, um die Motorleistung zu berechnen.



    Ich verbaue demnächst ein kürzer übersetztes Differential. Dadurch erhöht sich die Beschleunigung des Wagens ohne dass sich die Leistung verändert. Würde man dies nicht in die Software mit einbeziehen zur Berechnung, würde eine höhere Leistung errechnet werden. Denn die Höchstdrehzahl wird nun schneller erreicht als vorher.



    Ich hab hier auf die Schnelle einen interessanten Bericht gefunden.


    https://www.auto-motor-und-spo…er-leistungspruefstaende/


    Besonders interessant fand ich die Abweichungen bei Prüfständen in verschiedenen Höhen. Da sind ganz schnell mal 7% Abweichung drinn. Das sind bei unseren Autos gleich mal mehr als 10 PS. Dann noch eine nicht ausreichende Kühlung und schwupps sind die nächsten 10 PS weg.

    MX5 ND 2,0 Edelbrock Supercharger, Friedrich Fächerkrümmer und Metallkat, Fox Endschalldämpfer, ACT Kupplung und Schwungscheibe, BC-Suspension, H&R Stabis, K-Sport Brakes, Compomotive Felgen, Michelin PS4,
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  • Ach ja, ich hab mal die Rundenzeiten und Höchstgeschwindigkeiten auf dem Bilster Berg nebeneinander gelegt. Verglichen habe ich 30.04.2017 (zehn Tage nach dem Wimmer-Tuning; die Termine danach waren suboptimal was die Fahrbarkeit betrifft) und 16.04.2018. Die Topspeed Anfahrt Mutkurve variiert in den etwa 5 höchsten Werten im Bereich 1,0 km/h zugunsten 16.04.2018. Die Rundenzeit der 5-10 schnellsten Runden hat sich um 1,0 Sekunden verbessert, was ich aber auf Anpassung Reifenluftdruck und Verbesserung meiner Linie zurückführe. Ich würde sagen, die Leistung war identisch.

  • Heißt das, dass der Prüfer z.B. in der Prüfstandssoftware vorgeben muss: [x] das ist ein ND, [x] der hat einen 2.0L-Motor, [x] Baujahr ist dieses oder jenes? Die Software sagt dann: OK lieber Prüfer, bitte nimm Gang x, weil der die richtige Übersetzung hat. Oder ist das alles nicht wichtig? Welcher Prüfer weiß schon, dass der 6. Gang 1:1 übersetzt ist?

    Ich weiss, das beim Schalter der 6. Gang 1:1 übersetzt ist, ebenso weiss ich, das der 4. Gang beim Automaten auch 1:1 übersetzt ist. Ein Prüfer (der angeblich studieren muss, um diesen Job ausführen, zu dürfen) , sollte dies auch wissen (oder vorher nachlesen). ;);)


    VG


    Volker

    RF G160 Automatik Mondsteinweiss, gelbe Konis, Fox mittig, kurze HA, HKS GT2 Kompressor, BBR GTI Nocken und noch ein paar Kleinigkeiten :)

  • @DerAttila


    Die physikalische Grundformel (für Leistung) lautet Kraft mal Arbeit. ;(
    Arbeit ist Kraft entlang eines Weges. Dann wäre laut deiner Angabe Leistung ist Kraft mal Kraft.


    Richtig ist
    Leistung ist der Quotient aus Arbeit und Zeit.
    P=W/t

    Grüße vom Bodensee


    Life is too short to drive boring cars ?
    G184 SL & SP all inclusive, dezente Spurverbreiterung hinten, vernünftige Hupe

  • Ergänzend:


    Wenn man Leistung nicht messen werden kann, wie kann dann auf einem Motorenprüfstand die Leistung gemessen werden? Die Aufgabenstellung ist physikalisch genau dieselbe, es findet eine rotatorische Bewegung statt und ich will wissen, wie viel Arbeit das System in einer gegebener Zeit leisten kann.


    Auch die Vorstellung, dass das Drehmoment die "wahre" gemessene Größe wäre, ist nicht zutreffed. Man kann die Umdrehunngsgeschwindigkeit der Rolle(n) ziemlich direkt messen, damit hört es aber auch schon auf. Die Rolle wird (außer durch ihre Lagerreibung und dynamisch durch ihr Trägheitsmoment) durch Elektromotoren gebremst, damit sie überhaupt eine Last darstellt. Da misst man dann die elektrische Stromstärke, um ans Drehmoment an der Rolle zu kommen. Ansonsten ist die Angabe der maximalen Leistung über Drehzahl exakt genauso aussagekräftig wie die Angabe des maximalen Drehmoments. Beide stehen (eben über die Drehzahl) in fester Korellation zueinander.


    Das soll nicht heißen, dass man nicht am Prüfstand genug absichtlich wie unabsichtlich falsch machen könnte. Aber das kann man auch bei vergleichenden Vorher-Nachhermessungen.

    Roadster G 132, (immer noch) mit Ganzjahresreifen

  • Wenn man Leistung nicht messen werden kann, wie kann dann auf einem Motorenprüfstand die Leistung gemessen werden?

    Das ist schon ein großer Unterschied. Wenn ich einen Motor messe, bin ich schlupffrei direkt mit einer E-Maschine am Abtrieb. Wenn ich ein Auto messe, sind zwei Getriebe mit Übersetzungen und Wirkungsgraden dazwischen, dazu die schlupfenden Räder und eine Rolle mit Eigenreibung. Das erklärt zumindest, dass die Genauigkeit der Messung beim Gesamtfahrzeug deutlich schlechter ist.
    Dazu kommt dass z.B. ein OEM, der einen Motor misst, auch dafür sorgt, dass alle Parameter, wie Kühlung etc., im optimalen Bereich sind und die ganze Zeit die Motorsensorik überwacht. Das ist auf einem Gesamtfahrzeugprüfstand auch nicht so einfach.

  • Alles richtig, aber keiner dieser Punkte macht eine Leistungsmessung prinzipiell unmöglich. Wirklich schlimm ist nur der (lastabhängige) Schlupf. Alles, was Reibung verursacht, bekomme ich über die Verlustleistung im Schleppbetrieb herausgerechnet.


    Unangemessene Kühlung in Verbindung mit unzureichender Wetterkorrektur sind prinzipiell (!) hier wie da gleichermaßen relevant.


    Oder um noch einen Schritt weiter zu gehen: Ob die überhaupt mögliche Kühlung (oder die Abgasanlage oder der Anssugtrakt) weitere Restriktionen mit sich bringen, das misst man im eingebauten Zustand ...

    Roadster G 132, (immer noch) mit Ganzjahresreifen

  • Hallo zusammen und besondere Grüße an J_A_N,


    in der vergangenen Woche habe ich seit langer Zeit mal wieder hier im Forum reingeschaut und dieses Thema gefunden. Ich war besonders interessiert, da ich ebenfalls Wimmer Stufe III habe verbauen lassen und (ich glaube es war im April letzten Jahres) auf dem Prüfstand der Fa. Wimmer 202 PS gemessen wurden.
    Ich habe ebenfalls den Verdacht, dass von den 202 Pferden nicht mehr alle da sind, denn durch den Sound und das generell tolle Fahrverhalten des ND kann man sich, wie ich finde, leicht täuschen lassen.


    J_a_n: Wie sehen deine nächsten Schritte aus? Vielleicht können wir uns mal in Porta Westfalica treffen?