Zu nächtlicher Stunde stifte ich jetzt mal noch ein bisschen mehr Verwirrung
In der von Svanniversary verlinkten Einbauanleitung war mir eine Inkonsistente in der Formulierung aufgefallen, weswegen ich mir dann mal die englische Einbauanleitung besorgt habe. Dort ist eine (für mich) schlüssigere Ableitung des Geschriebenen, die mich ein paar Dinge nochmal hinterfragen lässt
Es geht/ging mir in erster Linie um die korrekten Werte der max/min Tieferlegung, ausgehend von der eingestellten Standardpostion des Höhenverstellers.
Dieser wird in der deutschen Anleitung mit 62mm angegeben, was einer standardmäßigen Tieferlegung von -15mm entspricht. Es wurde bisher immer gesagt, dass beim Öhlins ausgehend von dieser Standardposition nun nochmal -15mm tiefer bzw. +10mm höher gedreht werden dürfe… nur so liest sich das nicht in der Einbauanleitung.
Daher habe ich dann in der englischen Anleitung geschaut, wie genau dort formuliert wurde. Genau - bzw. semantisch genauer - wird dort formuliert, dass:
Ausgehend von den -15mm Tieferlegung in der Standardposition nun +/- 10mm gedreht werden darf. Ergo bei der Tieferlegung lediglich zwischen -5mm und -25mm variiert werden darf…
Soweit so gut… dachte ich mir zuerst
Nun geht es weiter mit den Formulierungen:
Ist alles standardmäßig eingestellt, ergibt sich also eine Tieferlegung von -15mm… Öhlins nennt das die Standardposition des Höhenverstellers. Wird dieser nun um 360° gedreht, bewegt sich diese Position um 1,5mm nach oben bzw. nach unten je nach Drehrichtung. Hier wird mMn einzig von der Positionsveränderung des Höhenverstellers gesprochen und nicht von einer Veränderung der Gesamthöhe. Dafür spricht auch, dass diese 1,5mm-Übersetzung der Drehung für beide Achsen gilt. Wäre hier eine Übersetzung in Fahrzeughöhe gemeint gewesen, dann müssten die Zahlen leicht variieren wegen der unterschiedlichen Übersetzungsverhältnisse der Dämpfer v/h. Also dass eine komplette Drehung des Höhenverstellers +/-1,5mm an der HA beinahe 1:1 übersetzt wäre… eben auch ca. 1,5mm. An der VA aber nur ca. 1mm bei einer kompletten Drehung des Höhenverstellers.
Wenn also hier - mehr oder minder eindeutig für mich - im Bezug auf die Standardposition -15mm von gemessenen Veränderungen am Höhenversteller gesprochen wird…
… worauf bezieht sich dann der genannte Einstellbereich? Hier wird ja auch wieder Bezug genommen auf die Standardposition von -15mm und ein Einstellbereich von +/- 10mm vorgegeben. Dazu der direkte Hinweis, dass bei Überschreitung des Bereichs sich der Höhenversteller lösen könnte. MMn auch ein Hinweis auf den direkten Bezug der Werte auf die Standardposition des Höhenverstellers.
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So weit so gut, dachte ich immer noch
Vollends verwirrt war ich dann, als mir dann noch die unterschiedlichen Zahlenwerte für diese Standardposition aufgefallen waren:
In der deutschen Einbauanleitung sind diese Standardpositionen mit 62mm und 98mm für Vorder-/Hinterachse angegeben. In der englischen Einbauanleitung sind dagegen 65mm und 103mm angegeben
Dafür fehlt hier das Gesamtmaß der zusammengebauten Dämpfer, aber die Preload ist immerhin gleich geblieben
Beim Vergleich der Versionsnummern bei den Einbauanleitungen fand sich dann folgendes:
Es gibt Einbauanleitungen von 10/2016, 10/2017 und 05/2021. Die deutsche ist von 2016. In der englischen von 2016 und 2017 werden mit 62/98mm dieselben Maße angegeben wie in der deutschen. In der aktuellsten Fassung von 2021 ist in der englischen Einbauanleitung (eine deutsche habe ich nicht gefunden) nun von dem anderen Maß 65/103mm die Rede. Hier scheint es also ein Update gegeben zu haben. Welches die effektive Tieferlegung dann nochmals verringern würde…
Bezogen auf die bisherige Einbauanleitung in deutsch sieht es für mich nun so aus:
Die Standardposition des Höhenverstellers dürfte bis auf 52mm eingedreht werden (62mm - 10mm) oder aufgedreht auf maximal 72mm. Die vordere 70er Feder alleine ergibt schon eine effektive Höhenminderung von ca. -10mm im Vergleich zur 100er Standard-Feder. An der HA darf man nun nicht mehr als -10mm von der Standardposition 98mm abweichen. Aufgrund der Federübersetzung ist das eine effektive Höhenminderung von ebenfalls ca. -10mm. Mehr als ein lediglicher Effektiv-Ausgleich zwischen Vorder- und Hinterachse wäre also gar nicht mehr erlaubt, nach der zugrundeliegenden Einbauanleitung MAS MP00 mit den 100/40 Federn.
Bei einer angenommenen 0,63:1 Federübersetzung an der Vorderachse ergäben die +/- 10mm an der Position des Höhenverstellers eine effektive Höhenminderung von ca. +/- 16mm. Die kann man mit der 70er Feder aber nun nicht mehr nutzen, da man an der Hinterachse durch den erzwungenen Ausgleich der unterschiedlichen Höhe zur Vorderachse bereits beim Maximalwert von -10mm von der Position des Höhenverstellers angekommen wäre…
Daraus ergibt sich also beim R&T 70/40 eine maximal zulässige Tieferlegung von -25mm im Vergleich mit der Serienhöhe des ND. Wer also tiefer ist, würde sich eigentlich abseits der in der Einbauanleitung vorgegebenen Maximalmaße bewegen… worauf das Gutachten ja an mehreren Stellen verweist.
Wenn man sich nun auch noch an die neueste Version der Einbauanleitung von 2021 halten würde, wäre das Ergebnis eine effektive Tieferlegung von max. -20mm.
Insgesamt ließe die VA aufgrund des Übersetzungsverhältnisses vom Dämpfer eine größere effektive Tieferlegung zu, die HA limitiert diese aber auf die oben genannten Maximalwerte und den damit gerade mal ausgeglichenen Höhenunterschied.
An der VA darf also nicht tiefer als die in der Einbauanleitung angegebene Standardposition des Höhenverstellers gedreht werden, sonst käme die HA „nicht mehr mit“ 
Da mein G132 noch etwas leichter auf der VA ist, kommt er evtl. den einen oder anderen mm weniger tief durch die 70er Feder. Trotzdem limitiert ja die HA und dort werde ich beim Einbau das Mindestmaß von 88mm einstellen. An der VA starte ich erstmal mit 63mm und drehe dann entsprechend nach…
Am Ende stellt sich aber immer noch die Frage, warum Öhlins in 2021 +5mm Restgewindelänge als neue Standardposition des Höhenverstellers gewählt hat. Aufgrund der Bauart des Dämpfers fällt mir da kein schlüssiger technischer Grund ein, der infrage käme
Allerdings bieten in den USA immer mehr Händler das R&T halt auch in einer 70/40 „Street“-Variante an und das 100/40 ist wohl nicht mehr so Standard wie in den Vorjahren. Vielleicht wollte Öhlins diesem Umstand also Rechnung tragen… und damit sicherstellen, dass bei beiden Varianten weiterhin eine geringere Tieferlegung als die immer als Standard angesehenen -15mm möglich bleibt.
Während beim 100/40 ursprünglich eine Range von -5mm bis -25mm effektive Höhenveränderung zulässig waren, reduzierte sich das mit dem Wechsel hin zu 70/40 auf eine Range von nur noch -15mm bis -25mm.
Nach der Fassung von 2021 ergäbe sich für das 100/40 eine neue Range von 0mm bis -20mm und für das 70/40 eine neue Range von -10mm bis -20mm. Ist somit vielleicht praxisnaher als neuer Standard
P.S.:
Und wer das jetzt noch vor dem Morgenkaffee lesen musste… sorry, aber selbst schuld