Also nochmal in Ruhe und diesmal am Rechner, ausführlicher (und nicht mal eben mit dem Handy
).
Das Profil an sich, also der Negativanteil (die Rillen, etc.) ist zur Drainage von Wasser erforderlich. Es verschlechtert gleichzeitig die Steifigkeit der Lauffläche, weshalb Slicks auf trockener Straße die beste Lösung sind.
Für die Ableitung von Wasser ist der Negativanteil, also wieviel "Rille" habe ich im Verhältnis zum Positivanteil entscheidend. Das ist der mit Abstand größte Einfluss. Das Profil an sich, also wie sind die Rillen gestaltet, hat deutlich weniger Einfluss. Selbst bei einem ausgeprägten V-Profil liegt der Einfluss eher im einstelligen Prozentbereich.
D.h. also auch, dass ich mit einem höheren Negativanteil größere Vorteile habe, als mit der Profilgestaltung an sich. D.h. der Reifenhersteller kann auf der einen Seite die Außenschulter optimieren und gleichzeitig innen einen hohen Negativanteil realisieren und erhält dann mit einem asymmetrischen Reifen im Bestfall einen Reifen, der Trocken und Nass besser ist, als ein rein auf Nässe optimiertes laufrichtungsgebundenes Profil.
Goodyear hat ja selber früher oft laufrichtungsgebundene V-Profile angeboten und ist inzwischen wieder davon ab, weil die Vorteile zu gering waren, bzw. weil andere Konzepte einen besseren Zielkompromiss ermöglichen.
Kurz zusammen gefasst heißt das, ähnlich wie oben schon geschrieben, ein Reifen ist immer ein Kompromiss der verschiedenen Eigenschaften. Es gibt mehrere Lösungen für diesen Zielkonflikt, z.B. laufrichtungsgebunden oder asymmetrisch und mit allen Konzepten sind sehr gute Lösungen möglich. Der Einfluss des Profils ist dabei nicht so riesig, dass ein laufrichtungsgebundener Reifen zwangsläufig das beste Konzept ist.
Was man aber auf jeden Fall feststellen kann ist, dass ein gut gemachter laufrichtungsgebundener oder asymmetrischer Reifen dem einfachen ungerichteten Reifen überlegen sein sollte, da ich damit gezielt einzelne Eigenschaften besser adressieren kann.
Für Hochleistungssportwagen im 6-stelligen Preisbereich gibt es sogar laufrichtungsgebundene, asymmetrische Reifen. Dann habe ich jeweils zwei linke und zwei rechte Reifen. Auch hier liegen die Vorteile im einstelligen Prozentbereich, so dass sich der Aufwand wirklich nur lohnt, wenn ich die 100 % Lösung suche und bereit bin dafür auch entsprechend zu Zahlen (doppelte Formen, Lagerhaltung, Logistik...).