Beiträge von Svanniversary

    Beim offenen Diff kann man durch leichtes anziehen der Handbremse ein wenig Moment auf beide Räder bringen,

    Stimmt, das war damals immer ein guter Trick. Heute funktioniert ja idealerweise das EDS bzw. ASR genau so, dass es das schlupfende Rad anbremst, so dass sich das Drehmoment auf das andere Rad verschiebt.


    So ein Sperrdiff. ist toll und war für mich auch einer der Hauptgründe, warum nur der 160G in Frage kam. Es hat aber eben seine Tücken und kann für den ungeübten Fahrer durchaus ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad sein.

    Das will ich doch wohl auch meinen. Da es ein Daily Driver wird brauch´ ich das Sperrdiff für den Winter. ;)

    Da würde ich nicht allzu viel Hoffnung hinein setzen. Bei Hochreibwert funktioniert das super.
    Auf Niedrigreibwert hat es insbesondere den Vorteil, dass ich nicht mit einem durchdrehenden Rad hängen bleiben kann, sondern dass immer beide Räder Drehmoment abbekommen. Das bewirkt dann aber auf Glätte und Nässe eben auch, dass gleich beide Räder durchdrehen und mir das Heck ausbricht.
    Hört sich vielleicht erst mal spaßig an, kann aber dann bei Glatteis und Eisregen eher lästig bis anstrengend sein. Ohne Sperre dreht meist erst ein Rad durch und das Fahrzeug bleibt stabil.

    Muss ich da mal als absoluter Laie nachfragen: Wir (d.h. der G160 SL) haben eine mechanische "Differentialsperre" und die sperrt im Differentialgetriebe (Ausgleichgetriebe) mit Reibscheiben (ähnlich Kupplungsscheiben)? ;(
    Heißt das, dass die Reibscheiben permanent wirken oder nur bei größeren Drehzahlunterschieden der beiden Räder?

    Die Reibflächen laufen nass im Öl und sind damit quasi verschleißfrei, also keine Sorge, dass man da auch noch auf etwas achten oder Beläge wechseln muss.
    Bei Geradeaus- oder normaler Kurvenfahrt ist die Sperre (nahezu) komplett offen. Erst ab einem bestimmten Mass von Drehmomentunterschieden der Hinterräder beginnt dann stufenlos die Sperrwirkung einzusetzen, bis sie bei einer bestimmten Drehmomentdifferenz den maximalen Sperrgrad erreicht. Auch dabei ist diese Form der Sperre nicht 100 % gesperrt sondern je nach Auslegung nur zu einem bestimmten Prozentsatz.


    Ich gehe eigentlich auch davon aus, dass ein kompaktes Sperrdifferential analog zum S-LSD verbaut ist, wie von HJB genannt.


    Absolut physikalisch korrekt reagiert so ein Differential dann auch nicht auf die Drehzahldifferenz, sondern wir o.g. auf die Drehmomentdifferenzen zwischen den beiden Antriebsrädern.

    Ich finde die Arbeit von Taxidriver hier auch sehr gut. Und die Hintergründe sind nun mal wie sie sind. Nachteile die sich nicht so stark auswirken, sind noch keine Vorteile ;) und es schadet nie die Theorie zu kennen. Das Popometer alleine ist schön, wenn man das systematisch im Prüfgelände durchtestet, aber im Alltag bekommt man da nur einzelne Schlaglichter.


    Deswegen finde ich es persönlich auch gut, wenn man das differenziert diskutiert und sich zumindest darüber im klaren ist, dass viele Massnahmen eher optischer Natur sind und ggf. sogar Nachteile haben können.


    Wenn man das nicht tut, ist man schnell auf dem primitiven Niveau von "tiefer, härter, lauter" und da schätze ich alle Teilnehmer und dieses ganze Forum komplett anders ein ;-).


    Zum Thema Popometer: Ich bin da mal einen SUV eines deutschen Herstellers gefahren. Der war beeindruckend agil, handlich und sehr angenehm zu fahren. Bis ich ihn einmal im Prüfgelände bei Nässe gefahren bin - stumpfestes, fast nicht mehr beherrschbares Untersteuern. Das Auto war komplett auf Pseudo-Agilität getrimmt und hat eine extrem bescheidene Balance gehabt. Aber jeder Fahrer der den nebenbei im Alltag gefahren hat, war von der "Sportlichkeit" begeistert.

    Danke, verständlich und bereits bekannt.Aber warum soll die VA eingelenkt in Richtung Nachspur gehen?

    Weil es das Auto gutmütiger macht und untersteuern reduziert. Wenn Du das Auto in den Grenzbereich stellst und das Auto in das Wanklenken und in die Elastokinematik kommt passiert folgendes:
    - Der Reifen geht in Schräglauf und nähert sich seinem maximalen Seitenkraftpotential
    - Wenn die Achse dann in Vorspur geht schlägt das kurvenäußere Rad noch weiter ein, bis irgendwann das maximale Seitenkraftpotential erreicht ist, danach reißt der (Vorder-)Reifen ab, d.h. untersteuern
    - Geht das Rad in Nachspur wird die Vorderachse stabilisiert, weil sie gewissermaßen leicht aufmacht. D.h. der befahrene Kurvenradius wird minimal größer, aber dafür bekomme ich kein Untersteuern, sondern das Auto bleibt an der Lenkung.


    Schon beim reinen Anlenken reagiert das Auto harmonischer, weil die Lenkbewegung nicht verstärkt wird, sondern leicht reduziert. Das ist ein ähnlicher Effekt wie die generelle Vorspureinstellung.


    Klar verliert man Agilität, aber man gewinnt reproduzierbares Fahrverhalten und eine gute Führbarkeit im Grenzbereich.

    Gut erklärt die Sache mit der Differenzialsperre! Danke! :thumbup:
    Fahr ich langsam um die Kurve höre ich im Heck ein leichtes "Mahlen". Könnte das die Differenzialsperre sein oder sollte ich besser zum FMH? ;(

    Tja, kann muss aber nicht. Gelenkwellen und Radlager kommen auch in Frage. Prinzipiell ist der MX 5 aber eben sehr auf Leichtbau getrimmt und deswegen akustisch sehr rustikal. Würde ich locker im Auge behalten, mir aber erst mal keine großen Sorgen machen.

    @ BJ323F


    Super, aber bringt uns das weiter?


    Prämisse 1: Wenn das Heck ausbricht, haben beide Hinterräder die Traktion verloren, ergo haben sich oben stehende Schlussfolgerungen ergeben.


    Ansonsten war das der Versuch es so zu erklären, dass auch ein Laie folgen kann. Natürlich habe ich es deswegen an der einen anderen Stelle etwas plakativer und anschaulicher gemacht.


    Zu Deinen Punkten:


    - Schlupf ist das, was beim Verlieren der Traktion wirksam wird. Natürlich resultiert das dann in Drehzahlunterschieden und bewirkt, dass die Sperre anspricht.
    - Natürlich nicht sprunghaft, hatte ich auch so nicht geschrieben. Ich hatte lediglich bemerkt, dass die Sperre so schnell anspricht, dass es einem so vorkommt, als wenn man schlagartig die Traktion verliert.
    - Eine Teilsperrung reicht natürlich dicke aus, um bei Nässe die Traktion zu verlieren. Der Reibwert liegt je nach Umständen irgendwo um die 20 % im Gegensatz zum Trockenen und so viel Potential hat die Sperre.
    - Zustimmung: Physikalisch genau wird das durchdrehende Rad abgebremst und das langsamere beschleunigt, oder wenn genug Antriebsmoment anliegt werden beide Räder beschleunigt, den Effekt habe ich beschrieben. So oder so reicht es auf Nässe, dass ich Probleme bekommen kann.
    - natürlich ist die Funktion von ASR und ESC deutlich komplexer, ich hatte nicht den Anspruch das vollumfänglich zu erklären


    P.S.: Du hättest die Zusammenhänge natürlich auch gerne darstellen können.

    Das Rad stützt sich unter Seitenkraft an zwei Punkten ab:
    - dem Spurhebel der Lenkung und
    - der Spreizachse, also der Traglinie, die sich durch die Lenker ergibt.


    Es dreht sich dann in die Richtung, die elastokinematisch weicher ist, also unter Seitenkraft mehr nachgibt.


    Vor der Vorderachse ist das dann einfach:
    - Lenkung annähernd starr
    - Lenkerlager elastisch
    - Rad dreht sich um den Spurhebel, während die Lenkerlager eingefedert werden
    - in dieser Konfiguration bleibt das Rad also vorne stehen und hinten geben die Lenker nach, so dass Nachspur entsteht, das Rad also nach kurvenaußen lenkt.


    Liegt die Lenkung hinter der Vorderachse ergibt sich der umgekehrte Effekt. Der Drehpunkt liegt hinter der Radmitte, so dass die Achse elastokinematisch in Richtung Vorspur geht. Wenn ich das vermeiden will, muss die Lenkung mehr nachgeben, als der Lenker. D.h. ich muss die Lenkung weich elastisch lagern und die Lenkerlager sehr hart machen, so dass sich das Rad um die Spreizachse dreht und die Lenkung nachgibt. Weiche Lenkungslager sind allerdings nicht schön für das Lenkgefühl, da die Lenkung unter Kraft ausweichen kann, was das Lenkgefühl verschlechtert.