Lenkt stärker ein bei Tritt aufs Gas

  • Hallo zusammen,


    ich bin vom NC auf den ND (Serien-Bilstein) umgestiegen und habe wieder etwas festgestellt und wollte verstehen woran das physikalisch liegen könnte.


    Ich bin noch am heran tasten an das Limits des Autos und spiele deshalb immer mal wieder sofern des der Verkehr zulässt damit herum. Autobahnabfahrt (270° Rechtskurve, bergauf), ich fahre mit ca. 80-90% von dem was gehen würde in die Kurve und möchte dann etwas beschleunigen. Vom NC (1.8l) hätte ich jetzt erwartet dass sobald ich Gas gebe der Lastwechsel von vorne nach hinten stattfindet und ich eher ins Untersteuern komme weil die Vorderräder weniger Grip erhalten. Mein ND hat natürlich auch den Lastwechsel gemacht, aber statt untersteuern zu bekommen hat er stärker eingelenkt, als ich vom Gas bin war es wieder weg (bei gleichem Lenkeinschlag). Habe das in der gleichen Kurve nochmal probiert, wieder das gleiche Verhalten. Es war aber definitiv kein Übersteuern, der Wagen blieb in der Spur, auch ESP hat nicht geregelt (zumindest nicht geblinkt im Armaturenbrett, geruckt hat es auch nicht).

    Ich meine der NC 1.8l hatte kein Differential, der ND ja schon. Kann das wirklich den Unterschied erklären? Warum würde das Auto dann stärker einlenken? Weil hinten links mehr Kraft übertragen wird (in der Rechtskurve)?
    An Fahrwerkseinstellungen (Spur, Sturz etc) kann es doch eher nicht liegen, oder? Wobei ich die eh noch machen lassen werde (hat da jemand in Darmstadt und Umgebung eine Empfehlung?).


    Geradeaus fährt das Auto problemlos, Ampelstarts sind kein Problem, da gibts kein nach links oder rechts zucken.

  • Das liegt tatsächlich im wesentlichen an der Differentialsperre, die unter Zug mehr Moment auf das äussere Rad überträgt und damit ein eindrehen des Autos bewirkt.


    Das Fahrwerk solltest Du unbedingt einstellen lassen und auch das hat ggf. Einfluss darauf, wie stark das Auto auf Lastwechsel reagiert.

  • Ohne Sperre?


    Eindrehen bei stärkerem Lastwechsel ist wiederum für alle MX-5 (und alle anderen Autos) normal.


    Das oben beschriebene Verhalten merkt man eher beim normalen, etwas zügigerem Fahren in Zug und Schub. Ich kann das bei meinem einwandfrei reproduzieren.

  • SPS in Altendiez. Ist zwar nicht ganz um die Ecke. Der Weg dort hin lohnt sich aber.


    Bei mir ist es kurioserweise anders herum. Auf Gas möchte er eher geradeaus fahren. Gehe ich vom Gas, dreht er sich ein.

    Ja, das wäre auch ne Möglichkeit, ich schau mal was die verlangen, alternative wäre noch über Taxidriver, der ist relativ günstig aber weiter zu fahren. Direkt um die Ecke wäre aber natürlich praktischer.

    Hat der 1.5l evtl. kein Differential (falls du den überhaupt fährst)? Beim NC war das noch so meine ich. Ansonsten ist es für mich auch logischer, denn wenn du vom Gas gehst geht ja die Gewichtsverteilung nach vorne zu den Vorderrädern, d.h. da mehr Grip = besseres Einlenkverhalten und hinten weniger Grip = evtl. Tendenz das Heck rumzurutschen. Hängt ansonsten vielleicht auch sehr spezifisch von der exakten Fahrsituation ab. Aber spannend!

  • An Fahrwerkseinstellungen (Spur, Sturz etc) kann es doch eher nicht liegen, oder? Wobei ich die eh noch machen lassen werde (hat da jemand in Darmstadt und Umgebung eine Empfehlung?).


    SPS in Altendiez. Ist zwar nicht ganz um die Ecke. Der Weg dort hin lohnt sich aber.


    Bluebird209 Ich komme ja auch aus dem Raum Darmstadt-Dieburg; ich wüsste hier in unserem Eck auch bisher keine wirklich 100% empfehlenswerte Adresse. Ich habe bisher auch den Weg zu SPS genommen. Fahrwerks-Einstellung macht man ja auch nicht ständig, aber es ist defintiv viel wert, wenn man weiß, sie wird RICHTIG gemacht.


    Grade bei einem so sensiblen Fahrzeug wie unserem macht sich eine unsaubere Einstellung doch recht schnell negativ bemerkbar.


    Meine Empfehlung: Mach keine Experimente, schau dafür bei SPS vorbei, die machen das top!

    MX-5 ND G184 (Selection inkl. Sportpaket)
    Sommer-Schuhe: Michelin Pilot Sport 5 [205/45 R17]
    Winter-Schuhe: Continental WinterContact TS 850 P [205/45 R17]
    Fahrwerk: Öhlins Road & Track Gewindefahrwerk [70N/mm Federn VA | 40N/mm Federn VA]

    Fahrwerks-Einstellung:

    • Vorderachse [Sturz (L/R): -1°45' | Spur (Gesamt): +0°12' | Nachlauf: +6°30']
    • Hinterachse [Sturz (L/R): -2°00' | Spur (Gesamt): +0°24']
  • Ich möchte das Thema nochmal zum Leben erwecken. Ab Dezember war an nur wenigen Tagen Fahrwetter. Das hat sich glücklicherweise geändert :)


    Ich hab die gleiche Konfiguration, 184er mit Sportpaket, also den Bilsteins und Sperre. Bei mir ist es wie oben schon geschrieben genau anders herum. Gas ohne Übersteuern erzeugt einen größeren Kurvenradius. Gaswegnahme lässt den Wagen eindrehen. Kurvenfahrten mit wechselnder Last erzeugen daher bei mir eine Unruhe im Kurvenverlauf.


    Für mich ist das mit meinem Wissensstand plausibel. Unter Last greift die Sperre und die Drehzahlen der Hinterräder möchten sich aneinander angleichen. Das kurveninnere Rad will also schneller, das äußere langsamer drehen, was genau diesen von mir beobachteten Effekt erzeugen müsste. Damit schiebt die Antriebsachse den Wagen unter Last in Richtung geradeaus.


    Wo ist jetzt mein Denkfehler?

  • Ich denke da gibt es keinen Denkfehler. Bei meinem, 160er ohne Bilstein aber mit Sperre, ist es das gleiche: Beim Gasgeben schiebt er geradeaus, oder sagen wir so, er würde gerne geradeaus schieben. Beim Gaswegnehmen dreht er sich ein. Denke das das Verhalten ganz normal ist 🤷. Auch wenn es schon sehr ausgeprägt ist beim MX. Aber es ist auch mein erster sportlicher Hecktriebler.... Die Korrekturen am Lenkrad muss man da in Kauf nehmen, ist eben ein aktives Fahrzeug 😁

    2018er G160 Saphierblau metallic Revolution

  • Es geht um zwei unterschiedliche Themen, im Prinzip sogar um drei - Fahrwerkeinstellung/Elastokinematik, Lastwechselverhalten, Sperre. Diese drei Effekte überlagern sich und je nach Fahrweise (viel/wenig Last), Fahrtechnik und Randbedingung ist mal der eine und mal der andere Effekt größer.


    Die Fahrwerkeinstellung hat starken Einfluss auf die Grundsteuertendenz, also ob das Auto an sich erst einmal bockstabil, also eher untersteuernd, oder eher agil, also übersteuernd fährt. Das merkt man natürlich auch am Kurvenein- und -ausgang.


    Beim Lastwechsel verhalten sich auch erst einmal alle Autos gleich. Gas geben heißt Entlastung der Vorderachse, Belastung der Hinterachse, also untersteuern, größerer Kurvenradius beim herausbeschleunigen.

    Umgekehrt beim bremsen, oder vom Gas gehen, Belastung der Vorderachse, Entlastung der Hinterachse, also Eindrehen, und damit kleinerer Radius.

    Das passiert natürlich auch beim MX-5, mit und ohne Sperre, insbesondere wenn ich eher wenig Lastwechsel einleite.


    Die Sperre überlagert das. Dazu mal ein Gedankenexperiment.

    Keine Sperre - ich gebe zu viel Gas, das kurveninnere Rad ist entlastet und dreht irgendwann durch, dadurch kommt kein Moment mehr am kurvenäußeren Rad an und das Auto wird sogar langsamer.

    Mit Sperre - ich gebe viel Gas, aber so dass die Räder nicht durchdrehen. Kurveninnen entsteht höherer Schlupf, die Sperre greift, Moment wird vom inneren auf das äußere Rad verschoben, dadurch entsteht ein eindrehendes Giermoment (Moment außen höher, als innen) und der Kurvenradius beim herausbeschleunigen wird kleiner.


    In der Praxis überlagert sich der Lastwechsel mit der Sperre und je nachdem wie viel Last anliegt überwiegt der eine oder andere Effekt.

    Das ist normal und bei sportlichen Autos auch gewollt. Die haben überhaupt nicht den Anspruch, dass sie stur ihre Bahn ziehen, egal was der Fahrer an Gas und Bremse macht, sondern sie reagieren feinfühlig darauf. Aufgabe des Fahrers ist es, diese Effekte mittels seiner Fahrtechnik auszunutzen und selber die saubere Linie zu bestimmen. D.h. z.B. dass das Gas am Kurvenausgang so dosiert werden muss, dass kein Untersteuern mehr auftritt, sondern das Auto sanft in die Kurve zieht. Wenn man das richtig dosiert sind höhere Kurvengeschwindigkeiten, als stabil und mit brav untersteuerndem Auto möglich. Das ist genau der Benefit der Sperre.

    Der Grat ist natürlich schmal, da ich je nach Gas, Untersteuern, Neutralität mit leichtem Eindrehen, oder einen Abriss der Haftung mit Dreher erzeugen kann.


    Wenn ich wirklich sportlich fahre, dann unterstützt mich das in der Kurve optimal:

    - der Lastwechsel reduziert das Untersteuern und lässt das Heck minimal eindrehen, so dass ich das Auto am Kurveneingang gut rotiert bekomme

    - im Kurvenverlauf balanciere ich das Auto aus

    - am Kurvenausgang reduziert die Sperre das Untersteuern und die Belastung der Hinterachse hilft mir die Last abzusetzen und zu beschleunigen.

    Das alles fein dosiert durch einen versierten Fahrer.


    P.S.: Der MX-5 hat Hinterrad- aber keinen Heckantrieb ;) .