Öhlins Fahrwerk

  • Das ist aber eine Standart federrate bei öhlins.

    Wenn es danach geht, dann sind fast alle Federraten in Zehnerschritten Standard, da bei Oehlins verfügbar. Die Version mit Teilegutachten für D, die auf der Webseite dargestellt ist, ist die mit 100/40. Da die meisten Werkstätten und Kunden sich nicht weiter mit der Thematik beschäftigen, scheint mir das auch die meist verbaute Variante zu sein (war bis vor kurzem hier im Forum auch noch so).


    Hinsichtlich der Balance ist die 70/40 Variante deutlich besser, mit dem weiteren Vorteil, dass man noch etwas mehr Restkomfort hat. Für die Landstraße und gelegentlichen Trackday-Einsatz, würde ich die immer vorziehen.
    Für überwiegenden Rennstrecken-, oder Slalom-Einsatz wäre dann ggf. eine Variante mit 100/60, analog dem Cup-Car, das Richtige.


    Der Sinn von 100/40 erschließt sich mir leider überhaupt nicht.

  • Endlich, nach einer Woche und den ersten 400 km, komme ich mal dazu, Euch einen Bericht zu meinem neuen Fahrwerk zu liefern.


    Letzten Montag wurde bei meiner Annie ein Oehlins Road&Track mit 70/40 N/mm eingebaut. Wir haben das Fahrwerk auf ca. -30 mm eingestellt, so dass der Abstand am Kotflügel ungefähr 340 mm beträgt und die folgende Geometrie eingestellt:


    Sturz VA L/R -1°40'
    Nachlauf L/R 6°30'
    Spur VA gesamt 0°10'


    Sturz HA L/R -2°00'
    Spur HA gesamt 0°20'


    Der Wagen ist mit I.L. Domstrebe vorne und hinten und beiden Unterbodenstreben ausgestattet, was sicher auch Einfluss auf die unten stehenden Fahreindrücke hat. Als Reifen ist noch der Bridgestone S001 montiert.


    Generell kann ich vorweg schicken, dass das Oehlins meine Erwartungen voll erfüllt und das bisher mit Abstand beste Fahrwerk ist, dass ich persönlich im MX-5 gefahren bin. Die Dämpfer laufen extrem gut und sprechen sehr gut an, so dass kleine Unebenheiten fast komplett ausgebügelt werden. Gröbere Stöße kommen natürlich durch, wobei der Aufbau aber generell sehr ruhig bleibt. Die Dämpfer arbeiten nahezu geräuschlos, im Gegensatz zum V3, dass hin und wieder leicht gepoltert hat.
    Der Wagen stützt sich an der Vorderachse toll ab, so dass sich das Anlenk- und Anbremsgefühl stark verbessert hat. Er rollt nur minimal und hängt sehr gut an der Lenkung und setzt jede Bewegung unmittelbar um.
    Das ist gleichzeitig auch ein leichter Nachteil, da die Lastwechselempfindlichkeit dadurch deutlich zunimmt. Man kann mit schnellen Lenkbewegungen sehr schnell ein loses Heck erzeugen und die Fahrzeugreaktion ist dann sehr schnell. Genauso verschlechtert sich die Traktion auch deutlich wahrnehmbar, durch die härtere Feder an der Hinterachse. Wie immer gibt es für technische Vorteile auch den einen oder anderen Nachteil, bzw. Zielkompromiss.
    Gestartet bin ich mit der Empfehlung von Oehlins die Dämpfer jeweils vorne und hinten 10 clicks zu öffnen. Ich habe das nach den ersten Touren auf v/h 10/12 korrigiert, was die Lastwechselempfindlichkeit etwas reduziert und das Verhalten aus meiner Sicht harmonischer macht. Aufbau- und Raddämpfung ist auch bei dieser Einstellung noch ausreichend vorhanden, ohne dass der Wagen überdämpft wirkt. Auf langen Wellen schwingt die Karosserie damit sogar minimal nach und der Restkomfort ist für die Federraten überragend gut, besser als beim V3 und nicht so weit vom Serien-Bilstein weg.
    Wie erwartet passt die Balance hervorragend. Ich hatte leichte Bedenken, ob das Auto mit der gewählten Geometrie und den Federraten schon etwas zu untersteuernd wird, aber das war komplett unbegründet. Um das Auto sauber zu fahren braucht es schon eine sehr ruhige Hand am Lenkrad und eine gute Linie, aber dann wird man auch mit messerscharfen und präzisen Fahrzeugreaktionen belohnt. Dabei kann man den Wagen wenn man sehr sauber fährt minimal ins statische Untersteuern bringen, die Linie aber jeder Zeit durch Gaseinsatz, oder Lastwechsel korrigieren. Mit der richtigen Technik und Einlenkgeschwindigkeit geht er absolut neutral ums Eck und man kann selber steuern, ob er eher vorne oder hinten schieben soll. Sehr toll und ein Verhalten, dass ich mir erhofft hatte und das mich echt begeistert.


    Teilequalität und Haptik der Oehlins-Dämpfer ist genial. Es macht einfach Spass die Teile anzuschauen und anzufassen, weil alles sauber gefertigt wurde und passt.
    Abnahme bei der GTÜ und anschließende Eintragung waren problemlos, obwohl wir kurz einen Schreckmoment hatten, als wir festgestellt haben, dass für die Annie keine Daten im System waren, da sie als eigener Typ in Kleinserie (K-Kennzeichnung im Schein) zugelassen ist. Da die Achslasten aber geringer sind, als bei einem normalen G184 wurde das dann mittels Vergleichsgutachten gelöst. Ich denke da kann man auch mal Werbung machen, dass Herr Müller vom GTÜ in Lügde ein sehr kompetenter und lösungsorientierter Ansprechpartner ist, den man uneingeschränkt empfehlen kann.


    Erstaunlicherweise haben wir auf der Radlastwaage festgestellt, dass die Annie mit leer 1058 kg fast 25 kg leichter ist, als mein letzter G160 mit ähnlicher Ausstattung. Ich kann mir das selber nicht so richtig erklären, aber vielleicht sind das einfach die Mindergewichte des Unilacks, der Räder und der Bremse. Ggf. wird das Oehlins sicher auch etwas leichter, als die Serienfederbeine sein. Die Achlastverteilung liegt leer bei ca. 52,5:47,5 und mit Fahrer bei 51:49. Sehr toll gemacht von Mazda.


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  • Leer = ohne Insassen und Gepäck, leerer Tank?


    Ich hatte meinen letztens am Bilster Berg messen lassen mit mir (86kg inklusive Kleidung, fast vollem Tank, Wochenend-Reisetasche im Kofferraum und wenig Werkzeug):


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    Edit: Im anderen Thread gefunden


    Übrigens, als interessante Randnotiz, meine Annie ist gewogen 25 kg leichter, als mein letzter G160, der eine vergleichbare Ausstattung hatte. Da machen sich die leichten Räder, die Bremse und der Unilack anscheinend bemerkbar. Leer, mit vollem Tank, vier I.L.-Streben. Oehlins R&T und Hohlraumversiegelung hat es mein Auto auf 1.058 kg gebracht. Der Wagen liegt also ab Werk unter 1.050 kg, was schon extrem gut ist.

    Meine kompromisslose Hohlraumversiegelung und mein Gepäck haben offenbar richtig aufgetragen :|

  • Jenau, musste ja eingestellt werden und dafür wurde er mit vollem Tank vorkonditioniert ;) .

  • Dann will ich auch mal meine Erfahrung mitteilen, nachdem ja Sven sein Fahrwerk vorgestellt hat. Ich durfte am Sonntag spontan eine Runde bei Sven mit drehen und dann das Öhlins sogar von der Fahrerseite aus selbst "erfahren". Danke @Svanniversary auch an dieser Stelle nochmal für die Möglichkeit.


    Die ersten Meter waren ziemlich unspektakulär. Das ist positiv. Denn ich bin eher gemäßigt los gefahren, was bedeutet, dass sich das Öhlins in dieser Disziplin nicht mit einer für straffe Sport- und Gewindefahrwerke typischen Härte gemeldet hat. Mit fortlaufender Fahrdauer und leicht forcierter Fahrt wurde mein Grinsen von Minute zu Minute breiter. Immer in Gedanken, wo findet man hier in Flachlandtirol noch ein paar schöne Kurven? Das Fahrwerk strahlt eine Ruhe und Sicherheit aus, die ich so vom MX-5 noch nicht kannte.
    Vom Komfort her ist das Öhlins auch aus meiner Sicht bei leichten Fahrbahnunebenheiten dem Serien Bilstein überlegen. Bei großen Fahrbahnschäden ist es zwar straffer, aber keineswegs unangenehm. 2018 bin ich mal das KW V3 in Svens G-160 gefahren, dieses war mir damals zu hart.


    Das Haben-wollen-Gefühl beim Öhlins ist jedenfalls groß. Lediglich die etwas schlechtere Traktion lässt mich noch Zweifel. Wobei ich da mit dem MPS4 sicherlich auch einiges gewohnt bin.
    Was wir auf jedenfall nochmal tun sollten @Svanniversary sobald mein Strebenpaket wieder drin ist, einen Vergleich meines MX-5 Bilstein mit Streben komplett (sobald wieder drin) gegen dein Öhlins am besten auch mit MPS4. Würde ich mal für 2020 ansetzen :thumbsup:

    MX-5 ND G-184 SL | Öhlins R&T 70/40


    I spent a lot of money on booze, birds and fast cars. The rest I just squandered.(George Best)

  • Ich würde die schlechtere Traktion nicht überbewerten.
    Auf dem Heidbergring, im Trockenen, hatte der S001 im zweiten und dritten Gang auch mit dem Bilstein-Fahrwerk Traktionsprobleme. Aufgrund der besseren Radführung ist das Oehlins da gar nicht viel schlechter.
    Was wir in Geesthacht auch bemerkt haben ist, dass der Michelin hinsichtlich Traktion deutlich besser ist.


    Das ist also kein sinnvoller Vergleich der Traktion, wenn man das mit zwei so unterschiedlichen Reifen macht.


    Querdynamisch funktioniert der S001 (trocken) hervorragend mit dem Oehlins-Fahrwerk. Das was da aktuell geht, ist schon fast mehr als das, was im öffentlichen Straßenverkehr noch sinnvoll ausgefahren werden sollte.