Sammlung von Mazda MX-5 ND Fahrberichten

  • Also, hier mal ein paar Eindrücke aus 16 Tagen MX-5 und in Summe ca. 4500km. Fahrtstrecke: Hessen - Toskana (1100km) und zurück, den Rest der km hauptsächlich dort in der Gegend. Der Wagen war ein Executive Line G160 mit Navi (also Serienfahrwerk und Potenzas). Luftdruck bin ich vorne 2,0 und hinten 2,1 gefahren. (Bei Abholung habe ich festgestellt wie kreativ mancher sein kann - der Wagen 2,3 auf der linken Seite und 2,1 auf der rechten Seite - das erste mal dass ich sehe, dass jemand statt v/h l/r unterschiedliche Luftdrücke nutzt).


    Kurz zu mir um die Eindrücke besser einzuordnen: Bin seit 9 Jahren BMW-Fahrer, hauptsächlich 1er und 3er (aktuell F31 320i), kenne aber weite Teile der Palette. Hauptgrund war eigentlich immer Hinterradantrieb, weil es mir ein besseres Fahrgefühl vermittelt. Und wegen den Anfängen der M GmbH und dem Engagement in der DTM Ende 80er/ Anfang 90er. Aus der Zeit stammen m.E. auch grundsätzlich die interessantesten Strassen-Autos, egal ob BMW, Mercedes (EvoII), oder eben auch Mazda mit dem MX5. Mein liebstes Auto bislang war auch mein Honda CRX (ED9, BJ'90 natürlich Jahre später als Gebrauchter - da hatte ich noch keinen Führerschein). Andere große Leidenschaft Motorrad und iracing. Überlege mir den MX-5 im Herbst zu holen.


    A. Ausgedehntes Wiedersehen
    Da es nicht mein erstes zusammenkommen mit dem MX-5 ND war, lasse ich das übliche Geplänkel weg. Ich durfte ihn schonmal beim Mazda-Event in Fürstenfeldbruck fahren. Aber so ein Kurz-Eindruck ist nochmal was ganz anderes als den Wagen zwei Wochen intensiv als Alltags-Auto zu fahren. Weil dann doch ganz andere Dinge in den Fokus rücken als beim Kurz-Test.


    B. Kofferraum (bei dem Einsatz darf man auch mal mehr dazu schreiben)
    Mir ist die Ironie durchaus bewusst, den bislang größten 3er Kombi von BMW zu fahren und sich trotzdem zu entscheiden einen MX-5 für 15 Tage zu nehmen. Den Kofferraum hatte ich größer in Erinnerung - hatte auch nochmal nach den genauen Maßen gegoogelt (in einem englischsprachigen Forum gibt es die Maße für jede Dimension) - aber nichts bereitet einen darauf vor live in das Handschuhfach im Heck zu gucken und der Freundin klar zu machen, dass wir das schaffen und das alles gut wird (teilweise auch um mich selbst zu überzeugen). Letztlich war alles auch kein Problem. Ein dich gepackter Hartschalenkoffer, zwei kleine weiche Taschen und die Bereitschaft so Dinge wie Schuhe, Kosmetik-Taschen und anderen Kleinkram frei rein zu quetschen und es hat alles gepasst. Wir haben sogar noch eine nubert nupro A100 (Aktivlautsprecher) mit reinbekommen neben dem Gepäck für 15 Tage. Dass man den Bereich hinterm Windschott als "Hutablage" nutzen konnte habe ich erst 1 Tag vor der Rückreise (!) gemerkt (bzw. hier gelesen). Es geht also alles, auch wenn man sonst mehr Platz gewohnt ist.
    Einschränkungen gab es natürlich trotzdem: Für die neu gekauften Schuhe mussten die alten vor Ort entsorgt werden. Und wir haben weitestgehend auf Mitbringsel verzichtet (sonst Wein, Pecorino, Öl und handgemachter Krimskrams) - wobei man das auch wieder als Vorteil sehen kann. :D Und natürlich mussten auch Kleidungsstücke ausgewählt werden. Ich glaub wenn er als Dauerhaftes Fahrzeug käme, würde ich schon nochmal für einen Gepäckträger auf dem Heck Ausschau halten - das machts dann doch einfacher.
    Kuriose Nebenentdeckung: Die Sachen die auf dem Kofferraumboden liegen, werden bei langer, fordernder Fahrt mehr als nur handwarm. Die Klamotten fühlten sich an aus dem Trockner als wir nach 1100km ausgepackt haben - gut das waren eh zu waschende Sachen die wir lose in Lücken unten gestopft hatten, also nicht im Koffer (wir haben keienn cm ungenutzt gelassen). Dürfte offensichtlich wohl an der Nähe zur AGA liegen.


    C. Cockpit/Innenraum/Lautstärke
    Ansonsten gibts am Innenraum nichts auszusetzen. Auch BMW hat eng geschnittene Fahrer-Cockpits. Ja, eine Lordose-Stütze wäre gut gewesen au der Langstrecke oder eine separate Höhenverstellung des Sitzes oder ein Tiefenverstellbares Lenkrad. Aber letztlich alles nice-to-haves und wenn man nicht verbohrt ist, findet man die für sich tauglichste Einstellung und verliert keinen weiteren Gedanken dran. Ich saß mit 186 einige Rastpunkte vor hinten und hatte auch die Lehne etwas aufrechter, sodass man noch ein Jäckchen hinter die Lehne bekam, dafür konnte ich Pedale sehr gut bedienen und hatte das Lenkrad allzeit gut im Griff (wie ich es seinerzeit bei Rennstreckentrainings gelernt hatte). Klappt auch über 1100km gut. Meine größte Sorge war die fehlende Lordosestütze, und auch wenn ich sie vermisst habe, war es letztlich kein Problem. War es auch für viel Geld und Gute Wort allerdings kein dickeres Lenkrad gibt, versteh ich nicht. Wer einmal ein M-Lenkrad in der Hand hatte, kann mit den normalen Spaghetti-Lenkrädern die sonst überall als "Sportlenkrad" angeboten werden nicht mehr viel anfangen. Schade, aber man gewöhnt sich dran.


    Zur Lautstärke: Bei GPS 130km/h habe ich geschlossen zwischen 72,5 und 75db gemessen (je nach Bodenbelag) was für kurze Strecken ok ist. Ansonsten hatte ich über weite Strecken Otoplastiken im Ohr (vom Motorradfahren) mit 15db Filtern. Damit kann man auch offen 200 fahren ohne dass es besonders störend wird. Geschlossen bei 160-180 (meine bevorzugte Reisegeschwindigkeit auch beim BMW) hat man mit Otoplastiken ein Geräusch-empfinden wie in der Oberklasse - hat was. ;) Macht natürlich nur bei Langstrecke sinn, auf der Landstrasse braucht man die akustische Rückmeldung der Reifen etc. Auf der Langstrecke dudelt eh nur die Anlage (Urteil Anlage: OK, vergleichbar mit Hifi-Paket beim 3er).


    Kritikpunkte habe ich eigentlich nur bei sehr forcierter Kurvenhatz:
    1. "Aua linkes Knie". Die Beine haben wenig seitlichen Halt und so stützt man sich "irgendwie" ab und das bedeutet immer mit "unterm Knie" am Seitengriff. Wenn man nicht schaltet, kann man den Hut gut übers Knie legen und hat dann gleichzeitig einen Platz für den Hut und ausreichend Dämpfung gegen den Seitengriff. Mit Kuppeln kann man das vergessen. Ich habe versucht möglichst mit Druck gegen die Fuß-Ablage neben dem Pedal abzustützen - hat mich immerhin vor blauen Flecken bewahrt, aber wenn ich mir einen hole, wird da irgendein Schaumstoff/Gelpad an den Griff geklebt
    2. "Monströser Innenspiegel". Ja, wahrscheinlich regulatorisch bedingt und in anderen Autos fällts nicht auf. Da ich aus Aktiv-Fahr-Gesichtspunkten aber etwas weiter vorn war, saß ich auch etwas höher. Wenn ich dann in kurvigem Geläuf bergauf fuhr dann waren rechtskurven manchmal so problematisch, dass ich mich bemühen musste den Kopf runter zu beugen um den Streckenverlauf zu erkennen und ob da Gegenverkehr kam oder nicht. Habs im Stillstand mal gechecked - ich hatte im Sichtfeld von Unterkante Spiegel bis Oberkante Metall ca. zwei Finger breiten "Schlitz" (wenn ich die Finger unter den Spiegel gehalten habe) zum durchgucken.


    D. Fahren Autobahn
    Auch kein typisches Roadster-kriterium, aber wenn man das Ding schonmal über soviel Autobahn fährt... der Wagen liegt bei jedem Tempo (100, 130, 200) grundsätzlich gut auf der Strasse. Gerade bei höherem Tempo hat mich das durchaus etwas überrascht. Ich hats im anderen Thread schon geschrieben - im Vergleich zum 3er BMW ist er weniger schaukelig und hat zum Glück keine RFTs drauf, und somit wirkt er rein von der Strassenlage her sogar auf der Autobahn IMHO besser als der F31, sowohl vom Komfort als auch vom Bodenkontakt her. Also weniger schaukelig und weniger schwammig - ja, ich rede vom mx-5 mit Serienfahrwerk. Keinerlei Beschwerden. Überrascht war ich vom Durchzug/Beschleunigung. Fahre ja sonst den 20i (Turbo & 184PS) mit ZF-8-Gang-Automatik, und rein vom Gefühl war der der mx-5 offen wie geschlossen bis 160 kein bisschen schlechter in keiner Lebenslage. Richtig zäh ist es erst ab Tacho 200 geworden (natürlich völlig irrelevant, aber wenn man nach 10 Stunden irgendwann zu hause ankommen möchte und die A5 Platz hat, dann spricht auch nix dagegen.


    Wegen Zeichenbeschränkung, Teil II weiter unten.


    Erstmal ein ein paar Fotos (sorry, nur Handy-Kamera)


    b.jpg

  • Teil II



    E. Fahren Landstrasse
    Natürlich das eigentlich relevante beim Roadster. Und der einzige Grund warum ich die lange Anfahrt über Autobahn in Kauf genommen habe. Die Toskana bietet sehr viele wundervolle B- und C-Landstrassen zu denen der MX-5 passt wie die Faust aufs Auge. Der Federweg wird voll ausgenutzt, es reiht sich teilweise soviel Kurve an Kurve auf den schmalen Strassen, dass man sich mit 160PS schon übermotorisiert fühlt, weil die Reifen schon lange wimmern und quietschen bevor man überhaupt mal je Vollgas geben kann. Dazu eine immerhin so vertretbare Verkehrsdichte, dass man auch mal rausfahren und ein paar Minuten warten kann wenn überholen wegen des Streckenverlaufs nicht möglich/sinnvoll ist und man dann starten kann mit der Gewissheit dass die nächsten km auch leer sind.
    Und hier hat der MX-5 über die zwei Wochen alle meine Erwartungen restlos erfüllt. Die Leichtigkeit mit der sich der Wagen gerade in engen Kurven mit kleinen Radien hin- und herschmeißen lässt ist eine große Freude. Ja, da ist die Seitenneigung die - jemand schrieb mal dazu, dass sie nach einer ruhigen Hand verlangt. In gewisser Weise ist das so, wenn man das schnell sein als Ziel sieht. Aber der mx-5 will kein Rennwagen sein, er will nur ein Auto sein, dass Spaß macht, wenn man ihn ein wenig wie einen Rennwagen bewegt. Und das schafft er - egal ob man (gewollt oder ungewollt) etwas grobmotorischer und visuell spektakulärer fährt, oder ob man sehr zielsicher und minimalem Input "nur" schnell ist. Spaß macht beides. Ob man dann wie manche (auch bei BMW) sagen, dass die Seitenneigung und der Verzicht auf härtere Stabis bei mechanischem Grip helfen oder nicht, ist da um ehrlich zu sein für mich Nebensache. Eine Tieferlegung käme für mich ebenfalls nicht in Frage, da der Wagen m.E. auch nicht mehr härte braucht und der Federweg den er hat für sein Haupteinsatzgebiet (eben die unebenen und kaputten Landstrassen zweiten und dritten Grades) auch braucht. Das einzige wovon der Wagen profitieren würde wären etwas sensibler ansprechende Dämpfer. Gerade auf unebenen Strecken hatte ich öfter den Eindruck, dass er mehr Grip verliert als er müsste, was sich am anderen Ende der Dämpfer dann auch in mehr Bewegung äußert als sein müsste. Macht sich (auf schlechtem Untergrund) sowohl beim anbremsen als auch beim rausbeschleunigen bemerkbar. Ich meine das müsste eigentlich etwas besser gehen. Würde aber wahrscheinlich erstmal 20-30tkm fahren bevor ich was machen würde.


    F. Fazit
    Kann einen Langzeit-Zeit nur jedem Unentschlossenen empfehlen. Man lernt das Auto viel besser kennen und einschätzen. Ich kann mir den Wagen in der Summe seiner Fahreigenschaften, Platzangebot etc. durchaus als daily / Hauptfahrzeug vorstellen. Es gibt hier und da kleine Verbesserungspunkte die aber alles andere als entscheidend sind. Das Hauptproblem habe ich weniger mit dem Auto als mit dem Verkehr. Bin vor der Rückgabe nochmal meine Hausstrecke (Motorrad) mit dem MX-5 angefahren, sind so ca. 250km. Und war recht zwiegespalten, da einfach zuviel Verkehr in D ist dem man - gerade im Auto - sehr stark ausgesetzt ist. Rausfahren und abwarten klappt kaum, da die Verkehrsdichte zu hoch ist und Einzelstrecken zu kurz sind (irgendwo kommt immer einer eingebogen der dann vor einem herfährt). Streckenweise eher Frust als Lust. Würde ich auf Sardinien, in der Toskana oder im Schwarzwald wohnen, fiele die Entscheidung leichter - da gibts noch eher die interessanten Strecken mit weniger Verkehr. Als Ergänzung zu einem anderem Hauptfahrzeug und Motorrad fehlt mir aktuell noch das nötige Kleingeld und Stellmöglichkeit (Großstadt halt). Ich denke ich werde in jedem Fall über kurz oder lang noch einen ND besitzen. Obs im Herbst soweit ist, mal sehen... : )

    If you can't handle me at my fastest,
    you don't deserve me at my furiousest.

  • ergänzend zu deinem Problem mit dem Spiegel: dieser lässt sich mit etwas liebevoller Gewalt meist noch höher ziehen, womit zumindest der Kritikpunkt der Vergangenheit angehören sollte.


    Ansonsten wundervoll geschrieben :)

  • Hi Levi, was meinst du denn wieviel sich der Spiegel bewegen würde? Nochmal einen Fingerbreit? Find ich interessant, da ich gar nicht auf die Idee gekommen zu schauen ob der sich nach oben bewegen würde.

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  • was meinst du denn wieviel sich der Spiegel bewegen würde? Nochmal einen Fingerbreit?

    Hab den Spiegel bis Zum Anschlag nach oben drücken können. Macht einiges aus. Dank den Kugelgelenken ist es auch kein Problem. Also keine Angst was kaputt zu machen. Kann man übrigens sehr gut von aussen sehen (an den Sensoren vorbei).

    G160 i-ELOOP Sportsline - NAP Endschalldämpfer - Dauergrinsen im Mixxer :thumbsup:

  • @Sencer
    Der Verstellweg des Spiegels beträgt ca 4,5 cm, also gut 2 Fingerbreit. Das macht einiges aus!

    Grüße vom Bodensee


    Life is too short to drive boring cars ?
    G184 SL & SP all inclusive, dezente Spurverbreiterung hinten, vernünftige Hupe

  • Man muss nur, wie @Mac5 schon andeutete, etwas Kraft aufwenden. Einfach machen.


    Die Sicht nach hinten bei geschlossenem Dach kann je nach Sitzposition spürbar leiden, man sieht weniger weit nach hinten. Aber wer fährt schon mit geschlossenem Dach ;). Außerdem ist die Sicht nach vorn in der Regel schlicht wichtiger, als die nach hinten. wirklich problematisch ist es zumindest bei mir ohnehin nicht.

    Roadster G 132, (immer noch) mit Ganzjahresreifen

  • Alles klar, besten Dank. Der Mietwagen ist längst zurückgegeben (daher konnte ich es nicht testen). Aber wenn es ein Kugelgelenk ist und der Spiegel mehrere cm vertikales Spiel hat dann ist das tatsächlich gar kein Thema mehr!

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