Datensammlung Fahrwerksfedern

  • Hallo @NightOWL,


    das sind Auslegungswerte, die an sich nicht so viel Aussagekraft haben, sondern eher eine Tendenz vorgeben. In der Praxis habe ich sogar das Gefühl, dass die Serienauslegung, bzw. die von Oehlins, die auch im Fahrversuch ermittelt wurde, mit einem Verhältnis von ca. 1,2 sehr gut zum Auto passt. Das sieht man auch an der passenden Fahrwerkeinstellung, die sich dadurch ergibt. Die ist fast symmetrisch mit leicht zurück genommener Vorderachse. Das fährt sich sehr gut und ist auch in Sachen Reifenverschleiß gut so.


    Beim Verhältnis der Eigenfrequenzen steckt auch immer eine gewisse Philosophie dahinter. 0,95 kommt eher aus der komfortorientierten Richtung und bei Sportwagen ist ein Wert von 1 auch nicht unüblich.


    Aber am Ende sind die Argumente von @Harkpabst genau die richtigen. Die Fahrwerksauslegung mit den Federhärten ist nur ein Thema, dass ich zudem mittels Fahrwerkeinstellung nachjustieren kann.
    Mindestens genauso wichtig ist das Ventilsystem bzw. die Frage, wie gut die Dämpfer funktionieren. Dabei sind Punkte wie leichter Lauf (Ansprechverhalten), Charakteristik, Konzept der Verstellung, Abstimmung (Verhältnis Zug zu Druck, Niveau der Kräfte), Einsatzpunkte der Endanschlage usw. wichtig. Die beste Auslegung nützt nichts, wenn die Dämpfer schlecht arbeiten. In dieser Kategorie sehe ich das Oehlins sowohl aus beruflicher Erfahrung, als auch aus praktischer Erfahrung im MX-5 ganz vorne.
    Und als letztes Thema kommen dann wie genannt noch Materialien und Oberflächenqualitäten dazu, die Einfluss auf Haltbarkeit bzw. Korrosionsschutz haben.

  • Ausnahmsweise möchte ich das folgende als Doppelpost einstellen, da es viel allgemeine Informationen enthält und auch gut zum Thema Balance und Federauslegung passt:


    Ich bin selber schon die folgenden Fahrwerke ausgiebig gefahren: Oehlins, SPS, KW V3, Serie (Bilstein) und die H&R-Tieferlegung.
    Die Perfomance ergibt sich auch genau in der Reihenfolge, mit dem Oehlins auf der Spitzenposition.


    Das Oehlins (70/40) hat eine Radkontrolle, die weit über dem ist was andere Fahrwerke realisieren und ist gleichzeitig hinsichtlich der Balance optimal für den ND ausgelegt. Durch das DFV-Ventil bietet es dabei einen sehr guten Restkomfort.


    Das SPS hat eine ähnlich optimale Balance mit minimal schlechterer Radkontrolle und deutlich schlechterem Komfort.


    KW V3 (und ST-X) passen von der Balance nicht und sind zu hecklastig ausgelegt. Die Dämpfer sind gut, aber die Radkontrolle kommt bei weitem nicht an das Oehlins heran. Mit einer guten Balance wären die aber hervorragend für ebene Rennstrecken geeignet.


    Serie hat das Problem der hohen Wankraten und damit verzögerter und starker Lastwechsel. Gleichzeitig ist die Auslegung recht komfortorientiert mit wenig Dämpfung, was die Radkontrolle verschlechtert. Ein großer Vorteil ist die Gutmütigkeit und der breite Grenzbereich. Da sind die Gewindefahrwerke deutlich anspruchsvoller mit einem, durch die höheren Federraten, schmaleren Grenzbereich. Wer das Serienfahrwerk schnell fahren kann, hat einen sauberen Fahrstil und eine gute Fahrtechnik.


    Die Tieferlegungsfedern haben alle das Problem, dass das Dämpfungsmaß sich ggü. der Serie verschlechtert, da die Dämpfer übernommen, aber mit härteren Federn kombiniert werden. Dazu kommt noch ein reduzierter Restfederweg, da die Druckanschläge durch die Tieferlegung früher einsetzen. Fahrdynamisch ist das die schlechteste Lösung.


    Das ist mein persönliches Ranking, basierend auf den Erfahrungen, die ich im professionellen Fahrversuch und der Fahrwerksabstimmung gesammelt habe. Das geschriebene gilt im speziellen für die normale Landstraße. Aber auch auf dem Track ergibt sich für mich dasselbe Ranking. Je nach Anforderungsprofil, kann man unter Preis-/Leistungsgesichtpunkten etwas umpriorisieren. Da sehe ich z.B. das SPS Fahrwerk ganz vorne, da das Oehlins doch sehr teuer ist.


    Quelle: ST X Gewinde eingebaut erste Eindrücke

  • Nein, bisher nicht.


    Das ist sicher auch eine gute Alternative, aber die Eintragung scheint ja eher schwierig zu sein.

  • Gut zu wissen. Dann gibt es eine weitere, gute Alternative zu SPS und Oehlins, neben H&R und Bilstein.


    Die Dämpfer und Ausführung des V3 haben mir sehr gut gefallen, obwohl natürlich nicht ganz auf Oehlins Niveau.
    Die Federraten sind das Problem, aber das ist ja dann lösbar.


    Du fährst 60/37?


    Mit der Eintragung ist es ja ganz ähnlich wie beim Oehlins, außer dass man beim KW schwieriger an Unterlagen und Infos kommt. Oehlins ist da sehr hilfsbereit.


  • Das hört sich echt Professionell an.


    Allerdings was ich doch noch hinterfragen möchte kann man so ein Tolles Feedback auf einer Landstraße überhaupt raus fahren?


    Man muss ja erst in den Grenzbereich Fahren und auch mal darüberhinaus um zu sehen was bzw. wie das Auto reagiert mit den Verschiedensten Abstimmungen und Fahrwerken.


    Wenn man es auf einer Rennstrecke gemacht hätte würde man ja auch Zeiten haben um die Theorie unterstreichen zu können.


    Man wird an einen Punkt kommen wo der Reifen das schwächste Glied ist. Jetzt kommen Semi Slicks zum Einsatz um überhaupt einen unterschied zwischen den Fahrwerken zu erfühlen.


    Oder ist es doch eher viel mehr die Eigene Persönliche Empfindung. Ich möchte nichts Böses es Interessiert mich wahrscheinlich einfach nur mehr als andere wie man zu solchen Erkenntnissen gelangt.


    An den Federraten kann man aber schon sehen das der ND doch schon deutlich Härter wird und Komfort verliert .

  • Ich weiß nicht, ob Du schon über meinen Hintergrund gestolpert bist. Ich arbeite in der Fahrwerkentwicklung bei einem OEM und bin ausgebildet worden, um solche Beurteilungen zu machen. Dafür reicht mir normalerweise eine kurvige Landstraße aus, wobei ich mehrere Fahrwerke auch auf einem kleinen abgesperrten Rundkurs fahren konnte. Ausflüge in den Grenzbereich gehören mit Einschränkungen dazu, aber mit der entsprechenden Erfahrung, geht das an der geeigneten Stelle ohne viel quietschen und rutschen und man schaut sich nur an, wie das Fahrwerk in gewissen Grenzsituationen reagiert.


    Wie genau ich das beurteile, mit welchen Fahrmanövern, etc. führt hier denke ich zu weit, aber ich habe bestimmte Kriterien, die ich mir immer wieder anschaue, wie z.B. Lenkverhalten, Linearität, Führbarkeit, Ansprechverhalten, Balance, Radkontrolle, Stabilität, etc.


    Mit dem Reifen hat das erst einmal nicht so viel zu tun. Der ist zwar definitiv die wichtigste Komponente im Fahrwerk, aber er kann auch nur so gut arbeiten, wie das Fahrwerk vorgibt. D.h. die Fahrwerkscharakteristik kann ich normalerweise mit jedem ordentlichen Reifen heraus fahren.
    Ich bevorzuge persönlich gute Sportreifen und fahre keine UHPs, oder Semis. Die machen mir das Auto zu steif und mir fehlt das spielerische. Mit einem guten Sportreifen halte ich das Auto beweglich und habe einen guten Übergangsbereich, also einen breiteren Grenzbereich. D.h. ich kann das Auto auch mal ein bisschen anstellen, oder die Vorder- oder Hinterachse mal anrutschen lassen. Der UHP hat einfach viel Grip und damit fahre ich dann zwar schnell aber eher statisch durch die Kurve. Am Grenzbereich wird der üblicherweise zickiger mit härteren Reaktionen und schmalerem Grenzbereich.
    Für die Fahrwerksbeurteilung ist entsprechend ein normaler Sportreifen auch besser geeignet, weil ich die Reaktionen des Fahrwerks viel feinfühliger rückgemeldet bekomme. Ein UHP überdeckt da viel und macht die Beurteilung eher schwieriger.


    Die Performance eines gut eingestellten Öhlins, oder SPS, ist selbst mit dem vielgescholtenen Bridgestone S001, oder erst recht eines besseren Reifens, im trockenen so gut, dass man das Auto auf der Landstraße gar nicht mehr, oder zumindest nur ganz selten an die Grenzen bringt.


    Die Vorteile eines guten Fahrwerks bemerke ich definitiv bei jeder Fahrt und dafür muss ich überhaupt nicht in die Nähe des Grenzbereichs kommen. Das Fahrzeug lenkt besser an, hängt direkter an der Lenkung, die Wankwinkel sind geringer, die Fahrzeugreaktionen direkter und linearer und es geht einfach mehr, ohne dass es brenzlig wird.
    Da profitiert man definitiv bei jeder Fahrt.
    Das ist auch immer wieder das Ergebnis, wenn jemand der Serie fährt, dass erste Mal den ND mit einem guten Fahrwerk bewegt. Der Unterschied fällt sofort auf und es entsteht ein breites Grinsen im Gesicht ;) .
    Zeiten sind nett für die Objektivierung, aber zumindest mir geht es da am Ende nicht darum irgendwelche 10tel Sekunden zu finden. Das ergibt sich gewissermaßen automatisch als netter Nebeneffekt.
    Der Hauptvorteil ist das bessere Fahrgefühl im Alltag und wenn ich so etwas beurteile dann ist mein Hauptfokus, ob das Fahrwerk „alles richtig macht“. D.h. ob sich keine Nichtlinearitäten, oder Ecken und Kanten ergeben, in denen das Fahrwerk nicht vernünftig funktioniert.
    Das sind dann so Themen wie, wird der Lenkwinkel linear aufgebaut, lässt sich das Fahrzeug gut führen, reichen die Federwege, sind Übergänge weich, ist der Grenzbereich fühlbar und breit genug, etc.


    Wenn man den ND wirklich sportlich haben will, dann macht eine Verdoppelung der Federraten, wie bei SPS und Öhlins schon Sinn. Im Gegensatz zum Seriensportfahrwerk mit den Bilstein-Dämpfern hält sich der Komfortverlust dennoch in Grenzen.
    Die Serien-Bilstein-Dämpfer sprechen sehr schlecht an, so das Stöße stark ins Auto geleitet werden. Das Auto „hoppelt“ gewissermaßen.
    Die Dämpfer des SPS- und erst recht des Öhlins-Fahrwerks sprechen viel geschmeidiger an und nehmen Stöße nicht so stark auf. Es bleiben zwar die härteren Federn aber unter dem Strich hat man immer noch einen guten Komfort.
    So ein ND mit Öhlins fährt sich dann vom Komfort gar nich so viel anders, als ein serienmäßiger Golf GTI, oder R, oder andere serienmäßige Sportmodelle anderer OEMs.


    Disclaimer: Ich sehe mich definitiv nicht als Raser und respektiere die Straßenverkehrsordnung und insbesondere muss jede Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer vermieden werden. Viele Eindrücke konnte ich auf einem abgesperrten Rundkurs erfahren. Auf der Landstraße spielt sich das im Rahmen der Geschwindigkeitsbeschränkungen ab und das üblicherweise ohne, dass die eigene Fahrspur verlassen wird.

  • @GHOST um es kurz zu machen:
    Es gibt hier einige, die sagen, dass Auto fährt jetzt wie auf Schienen.
    Und so ist es auch.
    Da wo ich vorher die Kurve geschnitten habe, kann ich jetzt bei gleichem Tempo,auf meiner Spur bleiben.
    Mit dem Fahrwerk fühle ich mich sicherer.
    Du kannst sauberer und schneller fahren wie mit dem normalen Fahrwerk.